Libanesischer Patriarch vertraut sein Land Maria an

Der Mutter Gottes geweiht

Der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai, hat am Sonntag im portugiesischen Fatima den Libanon und den ganzen Nahen Osten der Fürbitte der Gottesmutter anvertraut. 

Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / ©  Elisabeth Schomaker (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Die Weihe an das Unbefleckte Herz Marias war der Höhepunkt des Libanon-Tages in Fatima, der tags zuvor mit einem Rosenkranzgebet und einer großen Lichterprozession begonnen hatte, wie die Stiftung "Pro Oriente" mitteilte.

Fatima feiert in diesem Jahr den 100. Jahrestag der dortigen Marienerscheinungen. An dem Gottesdienst nahmen den Angaben zufolge viele weitere Vertreter von Kirche und Staat des Libanon teil; darunter war der neu gewählte melkitische Patriarch Yousef Absi.

Weihe mit interreligiöser Bedeutung

In den vergangenen Jahren hatte Rai den Libanon und den ganzen Orient bereits bei verschiedenen Anlässen im libanesischen Heiligtum Harissa Maria geweiht.

Im Jahr 2013 bezog er die Muslime ausdrücklich in den Weiheakt mit ein; er erinnerte daran, dass der Libanon das einzige Land sei, in dem das Fest Mariä Verkündigung am 25. März gemeinsam von Christen und Muslimen als Nationalfeiertag begangen wird.

Heimat vieler Religionen

Der Libanon besitzt die vielfältigste religiöse Landschaft im Nahen Osten. 18 Glaubensgemeinschaften sind offiziell anerkannt. Zahlen sind schwer zu bestimmen. Die letzte Volkszählung, die auch die Religionszugehörigkeit erfasste, fand 1932 statt. Seitdem haben sich die Bevölkerungsverhältnisse stark verschoben. Wichtige Faktoren dabei waren die Zuwanderung von mehrheitlich sunnitischen Palästinensern nach dem israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 und eine konstante Abwanderung von häufig hochgebildeten jungen Christen.

Das "World Factbook" des CIA nennt Muslime mit 59,7 Prozent als größte Glaubensrichtung im Libanon. Deren überragende Mehrheit sind zu etwa gleichen Teilen Sunniten und Schiiten. Der Anteil der Christen beträgt demnach 39 Prozent; beim Zensus vor 80 Jahren waren es noch 54 Prozent. Stärkste Gruppe mit schätzungsweise 21 Prozent an der Gesamtbevölkerung ist die im Land beheimatete maronitische Kirche.

Zusammenleben von mehr als 18 Glaubensgemeinschaften

Sie ist mit Rom verbunden, hat aber eine eigene Liturgie in westsyrischer Sprache. An zweiter Stelle stehen Griechisch-Orthodoxe mit etwa 8 Prozent. Den Rest bilden griechisch-katholische Melkiten, Armenisch-Orthodoxe und katholische Armenier, Syrisch-Orthodoxe und Syrisch-Katholische, Assyrer und Chaldäer, Protestanten, Kopten und Römisch-Katholische.

Das Zusammenleben der Religionen ist sensibel. Im libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) verliefen Konfliktlinien zwischen den Glaubensgruppen. Der Nationalpakt von 1943 sieht vor, dass Christen und Muslime auf Sonderbündnisse mit dem Westen beziehungsweise mit arabischen Staaten verzichten. Öffentliche Ämter müssen ausgewogen verteilt werden. Der Staatspräsident ist stets Maronit, der Ministerpräsident Sunnit und der Parlamentspräsident Schiit.


Quelle:
KNA