Mexikos katholische Kirche beklagt ausufernde Gewalt

Leben in ständiger Angst

Verschwundene Priester, Attentate im Gottesdienst und getötete Geistliche: Die katholische Kirche hat keinen leichten Stand in Mexiko. Die katholische Kirche in Mexiko hat sich tief besorgt über die zunehmende Gewalt im Land geäußert.

Mexiko: Immer wieder werden Kirchenleute ermordet / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Mexiko: Immer wieder werden Kirchenleute ermordet / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Die Kirche in Mexiko hält der politischen Klasse ihres Landes eine tiefe Verstrickung in die Drogenkriminalität und das organisierte Verbrechen vor. Komplizenschaft finde auf allen Ebenen statt und rechtfertige die Bezeichnung einer regelrechten "Narcopolitik", heißt es im Leitartikel der Hauptstadt-Kirchenzeitung "Desde la fe", das als inoffizielles Sprachrohr der Bischöfe gilt.

Obwohl sich die landesweite Gewalt- und Drogenkriminalität in den vergangenen Wochen weiter zugespitzt habe, fehle von der Regierung jede Antwort zur Bekämpfung der Lage. Nach Darstellung der Kirchenzeitung grassiert in allen Behörden Korruption, weil sich die Politik mit der Präsenz der Drogenbanden einfach abgefunden habe und Probleme herunterspiele.

Drogenkriege

Besonders schlimm ist die Situation laut Artikel im Bundesstaat Tamaulipas an der Grenze zu den USA. Dort liefern sich Drogenkartelle derzeit einen regelrechten Krieg um Territorien; im Gefängnis der Stadt Reynosa gebe es unkontrollierbare Schießereien. Ähnlich sei es im Süden: Im Bundesstaat Veracruz kam es demnach in den ersten vier Monaten des Jahres zu 620 Gewaltmorden. Zu täglichen wilden Hinrichtungen kämen Einschüchterung und Misshandlungen der Bürger, die völlig schutzlos seien.

Die Zeitung kündigte eigene Friedensmissionen moralischer Autoritäten aus den Reihen der Kirche an. Für Aufsehen sorgte ein Treffen des Bischofs von Chilpancingo-Chilapa, Salvador Rangel Mendoza, mit den Kartellchefs seiner Region Ende Mai. Dabei ging es um die Sicherheit der Bevölkerung und der Priester.

Viele Anschläge auf Priester in Mexiko

Mexiko ist eines der gefährlichsten Länder für Priester. Oft gebe es Morddrohungen. Viele Priester - vor allem in entlegenen Gemeinden - lebten unter ständiger Angst. Die Kartelle übten großen Druck auf sie aus, unter anderem, weil die katholische Kirche in den mexikanischen Konfliktregionen als eine der letzten Institutionen gilt, die nicht korrumpierbar sind.  Der dauernde Druck mache den Priestern und Ordensleuten ihre Arbeit unmöglich. So verbiete man ihnen etwa, das Elend des Drogenhandels zu thematisieren oder die Aktivitäten der Kartelle anzusprechen, schreibt der Bischof. "Armut und Misere sind ein fruchtbares Feld für Kriminalität und Korruption."

Seit Anfang 2013 wurden mindestens 14 Priester, ein Seminarist und ein Küster getötet. Zwei weitere Geistliche gelten als verschollen. Erst Mitte Mai wurde in der Kathedrale von Mexiko-Stadt ein Messerattentat auf einen Priester verübt, der lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Die Kartelle übten großen Druck auf sie aus. Dieser mache ihnen ihre Arbeit unmöglich. Man verbiete ihnen, das Elend des Drogenhandels zu thematisieren.


Quelle:
epd