Papst und Poroschenko würdigen verstorbenen Kardinal Husar

"Mutig" und "treu im Glauben"

Das frühere Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Kardinal Lubomyr Husar, ist tot. Papst Franziskus würdigte vor allem den Einsatz des Verstorbenen für einen Dialog mit den orthodoxen Kirchen.

Kardinal Lubomyr Husar / © Wolfgang Radtke (KNA)
Kardinal Lubomyr Husar / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Trotz Entbehrungen und Verfolgungen gegen seine mit Rom unierte Kirche sei Husar stets treu im Glauben gewesen und habe sich für die "Wiedergeburt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine" eingesetzt, heißt es in einem Beileidstelegramm von Papst Franziskus (Donnerstag).

Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko äußerte "tiefe Hochachtung für diesen klugen Menschen, diesen echten Asketen, der mutig das Wort Gottes zu den Ukrainern getragen" habe. Die Ukrainer sollten nach Husars Vorbild für ihr Land, Frieden und Liebe kämpfen.

Beisetzung in Kiew

Husar, der von 2001 bis 2011 die griechisch-katholischen Kirche der Ukraine leitete, war am Mittwochabend nach schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben. Der Kardinal galt als eine moralische Autorität des orthodox geprägten Landes. Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. Sie ist eigenständige Kirche, ist aber mit Rom "uniert", erkennt also den Papst als Oberhaupt an.

Husars Leichnam wird zunächst ins westukrainische Lviv (Lemberg) überführt, dort aufgebahrt und am Sonntag zurück nach Kiew gebracht. Dort wird er am Montag der Krypta der griechisch-katholischen Kathedrale beigesetzt.

"Förderer christlicher Tugenden"

Der Vorsitzende der römisch-katholischen Ukrainischen Bischofskonferenz, Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki, bezeichnete Husar als außergewöhnlich starken Förderer der christlichen Tugenden. Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret hob hervor, als kluges Kirchenoberhaupt habe Husar die Beziehungen zwischen seiner und der Kirche des Kiewer Patriarchats deutlich verbessert. Polnische Bischöfe würdigten Husars Verdienste um die polnisch-ukrainische Versöhnung.

Die gewichtigste Entscheidung in Husars Amtszeit (2001-2011) war 2005 die Verlegung des Hauptsitzes seiner Kirche aus ihrer westukrainischen Hochburg Lviv in die Hauptstadt Kiew. Das stürzte die Beziehungen zum orthodoxen Moskauer Patriarchat in eine schwere Krise. Kiew gilt als Wiege der russischen Orthodoxie. Mit großem Geschick trieb Husar den Wiederaufbau seiner Kirche nach der kommunistischen Unterdrückung voran. Sie hat nun wieder so viele Priester wie vor ihrem Verbot durch die Kommunisten 1949: rund 2.500.

Stationen in den USA und Europa

Husar wurde am 26. Februar 1933 im damals polnischen Lwow (Lemberg) geboren. Seine Eltern flohen mit ihm 1944 nach Österreich und wanderten später mit ihm in die USA aus. 1958 wurde er zum Priester der ukrainischen Eparchie Stamford geweiht.

Nach Seelsorge- und Lehrtätigkeit in Amerika studierte Husar ab 1969 in Rom. 1977 empfing er von Kardinal Jossyf Slipyj die Bischofsweihe und wurde Leiter des Studitenordens für Europa und Amerika. Kurz vor dem Ende der Sowjetunion kehrte er 1991 in die Ukraine zurück und übernahm die Leitung eines wiedereröffneten Priesterseminars in Lviv. 1995 wurde er Exarch (Bischof) von Kiew-Wyschhorod.

2011 - Rücktritt aus Gesundheitsgründen

Im Januar 2001 wählte die Synode der ukrainisch-katholischen Kirche Husar zum neuen Großerzbischof von Lviv und damit zum Kirchenoberhaupt; nur einen Monat später erhielt er die Kardinalswürde. Das eigentlich auf Lebenszeit gewählte Oberhaupt trat im Februar 2011 aus Gesundheitsgründen zurück. Zu Husars Nachfolger wurde im März 2011 der damals erst 40-jährige Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk (47) gewählt.

Mit Husars Tod gehören dem Kardinalskollegium noch 221 Kardinäle an. Von ihnen sind 116 jünger als 80 Jahre und könnten somit bei einer Papstwahl stimmberechtigt. Ende Juni nimmt Franziskus fünf weitere Wähler in seinen Senat auf.

Zur griechisch-katholischen Kirche der Ukraine bekennen sich nach offiziellen Kirchen Angaben rund sieben Millionen Menschen. Davon leben etwa 1,5 Millionen im Ausland. In der Ukraine selbst ist etwa jeder zehnte griechisch-katholisch. Die Gottesdienste zelebrieren die Unierten im sogenannten byzantinischen, also ostkirchlichen Ritus.


Quelle:
KNA