Internationale Tagung der Generalvikare in Schweden

Ein Zeichen für die Weltkirche

21 deutschsprachige Generalvikare sind gerade zu Besuch in Stockholm. Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Deutschen Bonifatiuswerkes, erklärt, was die deutsche katholische Kirche von der Kirche in Schweden lernen kann.

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes / © Bonifatiuswerk (Bonifatiuswerk)
Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes / © Bonifatiuswerk ( Bonifatiuswerk )

domradio.de: Die Generalvikare sprechen alle deutsch - sie hätten sich auch in Berlin, Wien oder Basel treffen können. Warum ausgerechnet Stockholm? 

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Deutschen Bonifatiuswerks): Diese Internationale Tagung der Generalvikare findet in verschiedenen Ländern statt. Natürlich hauptsächlich in Deutschland. Aber so wie ich mitbekommen habe, hat man sich für diese Tagung für Stockholm entschieden, weil der Generalvikar in Stockholm deutschsprachig ist und um die Situation der katholischen Kirche hier in Nordeuropa kennen zu lernen. Auch über Schweden hinaus.

Eine ganz große Überraschung haben wir erlebt, als wir am Sonntag hier gelandet sind. Noch am Flughafen erreichte uns die Nachricht, dass der Bischof Arborelius von Stockholm von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt wurde. Eine riesige Freude für das ganzen Land - auch über die Kirche hinaus. Er ist der erste Schwede, der Kardinal wurde. Ein schönes Zeichen der Wertschätzung, aber auch ein Zeichen der Weltkirche, das wir hier miterleben dürfen.

domradio.de: Sie selbst sind zuständig für die Katholiken in der Diaspora - gerade in den skandinavischen Ländern - und Sie kennen Schweden ziemlich gut. Haben die Generalvikare Sie als Schweden-Fachmann mitgenommen?

Austen: Das Bonifatiuswerk, aber auch das Diasporakommissariat der deutschen Bischöfe, wo wir sehr viel Unterstützung leisten, haben mich eingeladen mitzufahren. Ich darf über die Arbeit des Bonifatiuswerkes und auch über die Projekte, in denen wir hier stecken, berichten. Auch darf ich weitertragen, was wir insgesamt für Glaubensbrüder und Glaubensschwestern, die in einer Minderheitensituation leben, tun. Diese Einladung habe ich gerne angenommen, um einen Austausch zu bekommen.

domradio.de: Welche Projekte haben Sie schon angeschaut?

Austen: Beispielsweise waren wir in Södertälje. Dort ist ein Projekt, wo geflüchtete chaldäische Christen eine neue Kirche und ein neues Zentrum bauen. Wir hoffen, dass dies Ende des Jahres fertig ist. Auch mit vielen Unterstützungen aus Deutschland. Wir hatten Gespräche mit den Verantwortlichen und auch mit Flüchtlingen.

Jetzt gerade sind wir in Uppsala. Hier ist die erste katholische Hochschule für Kultur, Philosophie und Theologie. An dieser Hochschule ist auch das Bonifatius Praktikanten-Programm vertreten. Es ist für die Generalvikare sehr erfrischend zu erleben, dass junge Leute aus Deutschland hier mitleben, um die Kirche kennenzulernen.

Natürlich haben wir auch die Gemeinden in Stockholm besucht. Und wir hatten ein Gespräch mit dem neuen Kardinal über die Situation der Ökumene und über den Besuch des Papstes, der im letzten November hier stattgefunden hat. Eine große Frage dabei war, wie man in einer so säkularisierten Stadt oder einem so säkularisierten Land wie Schweden, Glauben überhaupt noch weitergeben kann.

domradio.de: Sie haben angedeutet, dass die katholische Kirche Schwedens eine junge und wachsende Kirche ist. Auch wegen der Flüchtlinge mit katholischen Glauben, die ins Land gekommen sind. Können sich die deutschen Diözesen etwas von der schwedischen Kirche in Sachen Willkommenskultur und Integrationsarbeit abgucken?

Austen: Ich glaube schon. Natürlich gibt es auch Probleme. Es gibt hier etwa 117.000 registrierte gläubige Katholiken. Man rechnet aber, dass etwa 400.000 im Land leben. Zu einer Gemeinde gehören 90 bis 110 Nationen mit 26 Sprachen. Was sehr groß geschrieben wird, ist einerseits die Gastfreundschaft. Das andere, was auch wichtig ist, ist die Glaubensvertiefung. Wie kann ich auch vernunftmäßig meinen Glauben begründen?

Gerade, wenn man in den Norden von Schweden oder auch in andere nordeuropäische Länder guckt, erlebt man, dass einige junge Menschen die Einzigen in der Schule sind, die katholisch sind. Aber da wandelt sich gerade vieles und das ist sehr schön zu erleben und zu erfahren. Ich denke, dass man lernen kann, dass andere Nationen und Nationalitäten nicht nur eine Befremdung sind, sondern, dass es im Ringen miteinander auch gelingt, einen guten Weg, ein Zeichen der Weltkirche zu setzten.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR