Ex-Patriarch aus Damaskus will internationale Friedenskoalition

"Für das Wohl der griechisch-melkitischen Kirche"

Eine internationale Koalition zur Beendigung des Syrien-Kriegs erhofft der frühere melkitische Patriarch Gregoire III. aus Damaskus. Ein Sieg mit Waffen sei in dem Land für keine der beteiligten Parteien möglich, sagte Gregoire III. am Freitag vor Journalisten in Renningen.

Gregoire III. Laham  / © Andrea Krogmann (KNA)
Gregoire III. Laham / © Andrea Krogmann ( KNA )

Das Elend sei groß, seit sechseinhalb Jahren müssten die Menschen mit Bomben und Raketen ertragen. Politisch gilt Gregoire III. als Assad-nah. Gregoire forderte, Christen und Muslime müssten gemeinsam für Frieden eintreten. Krieg sei immer Sünde. Die Gefahr sei, dass mit der zunehmenden Dauer der Auseinandersetzung der Krieg in die Herzen der Menschen eindringe. Noch sei es für die Syrer "ein äußerer und keine innerer Krieg". Wo es im Land friedlich sei, lebten Christen und Muslime gut zusammen. Noch gebe es keinen Hass untereinander, alle Syrer wollten mehr Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit.

Tsunami der Auswanderung

Zur melkitisch-griechisch-katholischen Kirche gehören nach Schätzungen zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Christen. Sie sehen sich als geistliche Nachkommen der ersten christlichen Gemeinden aus Jerusalem und Galiläa. Die meisten leben in Syrien und Libanon. Nach Angaben des 84-jährigen Gregoire III. haben wegen des Krieges rund 450.000 Christen ihre Heimat verlassen und sind Binnenflüchtlinge oder aus dem Land gereist, für ihn "ein Tsunami der Auswanderung".

Ratsam und nötig

Vor wenigen Wochen nahm Papst Franziskus das Angebot zum Amtsverzicht von Gregoire III. an. Es sei "für das Wohl der griechisch-melkitischen Kirche ratsam und nötig". Der gebürtige Syrer Lutfi Laham wurde 2000 zum Patriarchen gewählt. Eine solche Wahl gilt auf Lebenszeit. Der Amtsinhaber kann nur aus schwerwiegenden Gründen abgesetzt werden oder aus eigener Entscheidung der Synode und dem Papst den Rücktritt anbieten. Allerdings gab es Widerstand gegen Gregoire III. Dabei ging es laut Medienberichten um den Umgang mit Kirchenfinanzen und um den Leitungsstil.

Vor Journalisten wollte Gregoire III. nicht näher auf die Umstände seines Rücktritts eingehen. Es gelte, in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit zu schauen. Er bezeichnete sich als "treu zur Kirche, auch gegenüber einem neuen Patriarchen". Im "Dienst der Sache" will er auch künftig seine vielfältigen Kontakte nach Europa für die syrischen Christen nutzen.


Quelle:
KNA