Caritas in Kolumbien zum Friedensprozess

Versöhnung braucht Zeit und Geduld

​Der Friedensprozess zwischen Regierung und FARC in Kolumbien macht nach Darstellung des Direktors der dortigen Caritas, Hector Fabio, Fortschritte. Auch die begonnenen Gespräche mit der ELN-Guerilla bewertet der Geistliche vorsichtig optimistisch.

Junge mit kolumbianischer Flagge / © Leonardo Munoz (dpa)
Junge mit kolumbianischer Flagge / © Leonardo Munoz ( dpa )

Die Umsetzung des Abkommens zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla vom Juni 2016 sei inzwischen "unumkehrbar", erklärte Fabio im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Vorsichtig optimistisch bewertete der Geistliche auch die begonnenen Gespräche mit der marxistisch orientierten ELN-Guerilla. Die erste Runde zwischen Vertretern von Regierung und ELN in Quito/Ecuador sei kürzlich beendet worden.

Kolumbiens Bischöfe und die Kirche begleiteten das Bemühen um Verständigung mit beiden Guerilla-Bewegungen auf allen Ebenen intensiv, sagte Fabio. Der Friedensprozess sei in der Gesellschaft des südamerikanischen Landes nach wie vor ein Thema, das polarisiere. Für viele Kolumbianer sei es schwer vorstellbar, dass ehemalige Guerilla-Kämpfer jetzt am gesellschaftlichen und politischen Leben beteiligt werden sollen, so Fabio.

Werben um Versöhnung

Die Kirche werbe für Versöhnungsbereitschaft auf beiden Seiten, um neue Strukturen des Zusammenlebens zu ermöglichen. In diesem Kontext dankte Fabio für die  jahrelange Unterstützung durch die Caritas und kirchliche Hilfswerke in Deutschland und weiteren europäischen Ländern, vor allem in den Bereichen Bildung und humanitäre Nothilfe.

Kolumbiens Kirche verstehe sich in diesem Prozess, der noch viel Zeit und große Geduld benötige, vor allem als Stimme der Opfer des Bürgerkriegs, betonte der Direktor von Caritas Kolumbien. Für diese sei zum einen die "moralisch-psychologische Wiedergutmachung" wichtig. Dies bedeute, dass ihre Leiden anerkannt und nicht aus der öffentlichen Erinnerung verdrängt würden. Ebenso müssten sie eine "materielle Entschädigung" erhalten, etwa für den Verlust ihres Landes durch Vertreibung oder Flucht während des Bürgerkriegs. Die Kirche sehe ihre Hauptaufgaben darin, den Friedensprozess umzusetzen, Missachtung der Menschenrechte zu verhindern und humanitäre Hilfe zu leisten.

Papst-Besuch im September

Große Hoffnung setzt Kolumbiens Kirche nach den Worten Fabios auf den Besuch von Papst Franziskus im September. Der Papst komme in der "Woche für den Frieden", die seit 25 Jahren in Kolumbien begangen wird. Mit seiner Versöhnungsbotschaft könne Franziskus die Menschen ermutigen und dem weiteren Friedensprozess neue Impulse geben.


Quelle:
KNA