Studierende bei Protesten in Venezuela eingekesselt

"Sie nehmen uns als Geisel"

Bei neuen Protesten an Universitäten in Venezuela hat es nach lokalen Medienberichten am Donnerstag zahlreiche Verletzte gegeben. Seit mehr als drei Jahren leidet das Land unter einer schweren Versorgungskrise und politischen Spannungen.

Demonstrantin in Venezuela / © Fernando Llano (dpa)
Demonstrantin in Venezuela / © Fernando Llano ( dpa )

Nach Angaben der Tageszeitung "El Nacional" kam es an der Zentralen Universität in der Hauptstadt Caracas sowie in anderen Städten zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Dabei wurden Tränengas und Schlagstöcke eingesetzt. Studentensprecherin Rafaela Requesens machte der Polizei schwere Vorwürfe: "Sie nehmen uns als Geisel", sagte Requesens "El Nacional" und forderte freien Abzug für die auf dem Gelände eingekesselten Studenten. Venezuela wird seit mehr als drei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und schweren politischen Spannungen erschüttert.

Unterdrückung demokratischer Grundwerte

Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche kritisieren eine politische Verfolgung von Oppositionellen sowie die Unterdrückung demokratischer Grundwerte durch die Regierung von Präsident Nicolas Maduro. Laut der Nichtregierungsorganisation "Foro Penal" gibt es derzeit rund 100 politische Gefangene in Venezuela. Prominentester Häftling ist der seit über drei Jahren inhaftierte Oppositionspolitiker Leopoldo Lopez, der wegen Rebellion zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde.

Berufsverbot für Oppositionsführer

Die jüngste Protestwelle entzündete sich an dem gescheiterten Versuch der Justiz, das Parlament zu entmachten, in dem die Opposition die Mehrheit hat, sowie an einem Berufsverbot für Oppositionsführer Henrique Capriles. Seit Anfang April kamen bereits 33 Menschen bei den Unruhen ums Leben.

Angebot des Vatikan als Vermittler

Die Regierung hatte jüngst eine weitere Aufrüstung von regierungsnahen Milizen angekündigt. Jedes Mitglied erhalte ein Gewehr, versprach Maduro, es gelte die Revolution zu radikalisieren. Der Vatikan hatte vor wenigen Wochen versucht, zwischen beiden Seiten zu vermitteln, die Gespräche verliefen allerdings im Sande.

Papst verlangt Verhandlungslösung

Papst Franziskus hatte Anfang der Woche die Regierung und alle gesellschaftlichen Gruppen zur Mäßigung aufgerufen. Die Menschenrechte müssten respektiert und jede weitere Gewalt vermieden werden. Weiter verlangte er eine Verhandlungslösung für "die schwere humanitäre, soziale, politische und wirtschaftliche Krise, die die Bevölkerung auslaugt".


Quelle:
KNA