Verwirrung wegen Papst-Entscheidung zu Bischof Huonder

Weiter wie bisher?

In der Schweiz herrscht Verwirrung über eine Entscheidung des Papstes. Dieser hat nämlich das altersbedingte Rücktrittsgesuch des Churer Bischofs Vitus Huonder nicht angenommen. Also, alles weiter wie bisher bei den Eidgenossen?

Vitus Huonder / © Georges Scherrer (KNA)
Vitus Huonder / © Georges Scherrer ( KNA )

domradio.de: Bischof Vitus Hounder ist einer der eher umstrittenen Bischöfe der katholischen Kirche. Der Bischof von Chur in der Schweiz wurde seit Jahren schon von gesellschaftlichen Gruppen zum Rücktritt gedrängt. Vor zwei Jahren wurde er von einem Homoseuxellen-Verband in der Schweiz angezeigt, weil er angeblich zu Gewalt gegenüber Schwulen aufgerufen hat.

Vitus Hounder ist jetzt 75 Jahre alt geworden, Rentenalter für einen Bischof. Der Papst hat aber entschieden, dass der Chef des Bistums Chur noch mindestens zwei weitere Jahre im Amt bleibt. Wenn man die politische Dimension einmal außer Acht lässt, ist es doch alleine organisatorisch schon ein Problem, wenn man sich darauf einstellt, einen neuen Bischof zu bekommen und dann kommt er nun doch nicht.

Josef Annen (Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus, die zum Bistum Chur gehören): Ich habe mich nicht darauf eingestellt, dass der neue Chef so schnell vor der Tür steht. Mich überrascht aber, dass vom Papst so schnell eine Antwort auf das Rücktrittsgesuch gekommen ist. Bischof Huonder ist am 21. April 75 Jahre alt geworden. Heute haben wir den 4. Mai. Also muss diese Antwort schon länger vorbereitet worden sein. Sie ist eine der drei möglichen Optionen nach dem Rücktritt eines Bischofs.

Es gibt eine Verlängerung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, es kommt ein Diözesanadministrator oder es kommt ein apostolischer Administrator. Jetzt ist die Lösung getroffen worden, die wir schon bei seinem Vorgänger hatten. Der ist auch zwei Jahre länger geblieben. Dann ist relativ schnell eine Bischofswahl durchgeführt worden. Also liegt das im Rahmen der Möglichkeiten, die vorgegeben sind.

domradio.de: Sehen Sie in der Entscheidung eine politische Bedeutung?

Annen: Ich kann nicht deuten, was das alles heißt. Ich kann nur sagen, der apostolische Nuntius in der Schweiz hat uns gesagt, es komme schnell eine Wahl zustande. Entweder schon im Herbst dieses Jahres oder dann spätestens im Frühjahr 2018.

domradio.de: Nun trifft auch nicht zu, was der apostolische Administrator noch vor ein paar Wochen der versammelten Priesterschaft mitgeteilt hat. Was bedeutet das?

Annen: Es bedeutet, dass die Nachfolge von Bischof Vitus wirklich sorgfältig vorbereitet wird. Wir wollen nach Bischof Vitus eine konstruktive Persönlichkeit, die wieder die Einheit in der Diözese schaffen kann.

domradio.de: Bischof Huonder polarisiert. Ihm sei es, so heißt es, nie gelungen, die konservativen und die liberalen Kräfte im Bistum Chur zu versöhnen. Was heißt das denn jetzt für das Bistum - auf die nächsten zwei Jahre gesehen?

Annen: Die nächsten zwei Jahre wird es so weitergehen, wie das bislang schon gewesen ist. Das heißt ich erwarte jetzt keine neue Richtung. Ich weiß natürlich auch nicht, was alles im Schreiben des Papstes an Bischof Vitus steht. Das wissen wir alles nicht. Er hat uns einfach mitgeteilt, dass er für zwei Jahre noch im Amt bleibt und dass ihn das Vertrauen des Papstes sehr freue. Alles andere wissen wir nicht. Das sind dann nur Mutmaßungen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR