Papst verlängert Amtszeit von Schweizer Bischof Huonder

Große Überraschung

Papst Franziskus hat die Amtszeit des Churer Bischofs Vitus Huonder um zwei Jahre verlängert. Das teilte das Bistum Chur mit. Franziskus habe das Rücktrittsgesuch geprüft, das ihm der Bischof am 21. April 2017 übermittelt hat.

Sorgt für Diskussionen: Bischof Huonder (KNA)
Sorgt für Diskussionen: Bischof Huonder / ( KNA )

"Nach Abwägung aller Umstände hat der Papst entschieden, die Amtszeit des Bischofs um zwei Jahre zu verlängern, bis Ostern 2019", heißt es auf der Homepage des Bistums Chur am Donnerstag. Erst nach Ablauf dieser zwei Jahre wird somit die Neubesetzung des schweizerischen Bischofssitzes stattfinden.

Polarisierender Bischof

Der konservative Huonder ist in Chur umstritten. Wie schon sein Vor-Vorgänger Bischof Wolfgang Haas (1988/90-1997) hat er das Bistum polarisiert, zu dem neben den ländlichen Kantonen auch die Finanzmetropole Zürich gehört. Mit verbalen Vorstößen zu Sexualität, Kirchenverfassung oder Lebensschutz fungierte der Churer Bischof auch landesweit immer wieder als Vertreter des konservativen Kirchenflügels.

Kritiker zogen 2014 an den Sitz des Bischofskonferenz-Vorsitzenden, um für eine Absetzung Huonders zu demonstrieren. Der Schweizer Dachverband der Schwulen stellte 2015 erfolglos Strafanzeige gegen den Bischof wegen angeblicher öffentlicher Aufforderung zu Gewalt gegen Homosexuelle.

Reaktionen auf Papstentscheidung

Die Pfarrei-Initiative, ein Zusammenschluss kritischer Laien, erklärte, sie nehme die päpstliche Entscheidung "schockiert" zur Kenntnis. Die Allianz "Es reicht!", die sich mit einer Petition für einen Administrator als Nachfolger Huonders eingesetzt hat, zeigte sich "sehr enttäuscht, dass der Papst diesen Weg einschlägt und die Option eines Administrators nicht auswählt". Das sei ein klares Signal dafür, dass es zu einer ordentlichen Bischofswahl kommen werde. "Papst Franziskus ist sich offenbar nicht bewusst, was im Bistum Chur vor sich geht", so die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes, Simone Curau-Aepli, im Namen der Allianz.

In einem Interview mit der "Luzerner Zeitung" (Donnerstag) verteidigte der Bischof seine strikte Haltung. Die katholische Kirche in der Schweiz sei infiziert durch "Abweichungen" von der kirchlichen Lehre und Disziplin sowie von Missbräuchen in der Liturgie. "Infektionen sind meist mit Fieber verbunden. Aber das Fieber hilft auch, dass der Organismus wieder gesundet." Die Medien stellten ihn zu negativ dar, so der Bischof in dem Interview. Sie würdigten nicht alle Aspekte seiner Aussagen, sondern suchten immer gleich die Konfrontation.

Papst überrascht mit Entscheidung

"Der Vertrauensbeweis seitens des Papstes hat mich gerührt und mit großer Dankbarkeit erfüllt", schreibt Vitus Huonder in einem Brief an die Mitarbeitenden seines Bistums, aus dem das Internetportal kath.ch am Donnerstag zitierte. Der Papst setze mit seiner Entscheidung auf Kontinuität. Dies ermögliche ihm, Huonder, "noch nicht abgeschlossene Arbeiten weiterzuführen".

Werdegang von Huonder

Huonder wurde am 21. April 1942 in Trun im Kanton Graubünden geboren. Nach Priesterweihe und Promotion 1973 war er an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg und an der Theologischen Hochschule Chur tätig. Es folgten zwölf Jahre in der Pfarreiseelsorge. Nach seiner Habilitation in Liturgiewissenschaft ernannte ihn Bischof Haas 1990 zum Generalvikar für Graubünden, Glarus und Liechtenstein und machte ihn im gleichen Jahr zum Domkapitular.

Haas' Nachfolger Bischof Amedee Grab bestätigte Huonder 1998 als Generalvikar für Graubünden. Im Vorfeld der Bischofswahl 2007 wurde Huonder dann als erfolgreicher Kandidat gehandelt. Schon damals beschrieben die Medien ihn als ähnlich konservativ wie Vorvorgänger Haas.

 


Quelle:
KNA