Experten wollen weitere Arbeiten an Jerusalemer Grabeskirche

"Zeichen für die Christenheit"

In der Jerusalemer Grabeskirche müssen nach Einschätzung von Forschern weitere Arbeiten durchgeführt werden. Die Restaurierung der Grabkapelle soll im März abgeschlossen werden. Dabei haben verschiedene Christengruppen zusammengearbeitet.

Während der Restaurierung der Grabeskirche / © Andrea Krogmann (KNA)
Während der Restaurierung der Grabeskirche / © Andrea Krogmann ( KNA )

In der Jerusalemer Grabeskirche müssen nach Einschätzung eines Forscherteams der Technischen Universität Athen dringend weitere Arbeiten durchgeführt werden. Der durch Hohlräume und eindringendes Wasser instabile Untergrund könnte andernfalls die Stabilität der frischrestaurierten Grabkapelle erneut gefährden, erklärte die für die laufenden Arbeiten hauptverantwortliche Professorin Antonia Moropoulou bei einer Präsentation am Mittwoch in Jerusalem.

Bei den Restaurierungsarbeiten haben die Forscher unter anderem den Untergrund der Grabkapelle (Ädikula) und der gesamten Rotunde der Grabeskirche untersucht. Dabei habe man festgestellt, dass die Ädikula nicht nur, wie zunächst angenommen, auf natürlichem Fels stehe, sondern zu größeren Teilen auf Geröll. Untersuchungen hätten zudem große Hohlräume wie Tunnel und Abwasserkanäle ergeben. Zusammen mit den im Laufe der Zeit durch Korrosion geschädigten früheren Ausgrabungen und mit eindringendem Wasser gefährde dies die Stabilität des Baues.

Konfessionsgruppen müssen über weitere Arbeiten entscheiden

Als Ergebnis ihrer Vorstudie sprachen sich die Forscher gegenüber den Vertretern der drei an der Grabeskirche beteiligten Konfessionsgruppen für eine umfassende Konsolidierung des Untergrunds aus. Damit verbunden werden soll ein neues Abwasser-, Entwässerungs- und Belüftungssystem. Die Kosten für die vorgeschlagenen Maßnahmen bezifferte Moropoulou mit knapp sechs Millionen Euro, die geplante Bauzeit mit zehn Monaten.

Die Entscheidung über mögliche Folgeprojekte liegt bei den drei Konfessionen. Franziskanerkustos Francesco Patton als Vertreter der lateinischen Christen in der Grabeskirche äußerte sich nach der guten Kooperation bei der Restaurierung der Ädikula zuversichtlich über eine rasche weitere Einigung. Ein erneutes Abkommen sei für Folgeprojekte nötig.

Franziskanerkustos sieht Restaurierung als Zeichen

Die Restaurierung der Grabkapelle in der Jerusalemer Grabeskirche hat nach Worten des Franziskanerkustos Francesco Patton einen hohen symbolischen Wert. Die Arbeiten seien im Einverständnis der drei an der Kapelle tätigen christlichen Konfessionen durchgeführt worden, sagte Patton am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem. Dies sei "ein bedeutendes Zeichen für die ganze Christenheit, weil es zeigt, dass wir zusammenarbeiten können".

Die Restaurierung der sogenannten Ädikula sei dringend nötig gewesen, so der Kustos. Zugleich handele es sich um die ersten Instandsetzungsarbeiten, die von griechisch-orthodoxen, armenischen und lateinischen Christen gemeinsam getragen seien. Damit sei es gelungen, "den Pilgern die wichtigste Heilige Stätte der Christenheit in besserer Weise zurückzugeben". Das Gebäude komme nun nach 70 Jahren wieder ohne das stützende Eisengerüst aus.

Bisherige Arbeiten sind finanziert

Die bisherige Restaurierung der Grabkapelle in der Jerusalemer Grabeskirche ist indes nach Worten des Finanzverantwortlichen Nikolaos Moropoulos gesichert. Ein Großteil der Gesamtkosten von 3,4 Millionen Euro wurde demnach von privaten Spendern sowie durch den gemeinnützigen World Monuments Fund (WMF) finanziert, erklärte Moropoulos am Mittwoch.

Demnach stammen rund 1,5 Millionen Euro aus privaten Spenden sowie 1,15 Millionen Euro vom WMF. Logistische Unterstützung im Wert von 159.000 Euro leistete laut dem Bericht die griechische Fluggesellschaft Aegean. Damit stehe die Finanzierung "auf gesunden Füßen"; es seien keine Probleme für den termingerechten Abschluss der Arbeiten zum 22. März zu erwarten.

Gegenwärtig nicht gedeckt sind nach Angaben der für das Projekt hauptverantwortlichen Professorin Antonia Moropoulou die Folgekosten für das Monitoring des Gebäudes. Die Forscher sprachen sich gegenüber den kirchlichen Verantwortlichen dafür aus, die Grabkapelle (Ädikula) insbesondere mit Blick auf Wärme und Feuchtigkeit über einen Zeitraum von fünf Jahren zu überwachen. Die Kosten dafür bezifferte Moropoulou mit 80.000 Euro jährlich.


Quelle:
KNA