Rolle Burkes beim internen Malteser-Machtkampf unklar

Noch der richtige Kardinalpatron?

In Rom herrscht weiter Unklarheit darüber, welche Rolle der amerikanische Kardinal Raymond Burke im jüngsten Machtkampf an der Spitze des Malteser-Ritterordens gespielt hat.

Papst Franziskus empfängt Vertreter des Malteserordens / © Riccardo Musacchio (KNA)
Papst Franziskus empfängt Vertreter des Malteserordens / © Riccardo Musacchio ( KNA )

Der nach päpstlicher Intervention in sein Amt zurückgekehrte Großkanzler des Ordens, Albrecht von Boeselager, erklärte, treibende Kraft bei seiner rechtswidrigen Absetzung sei der damalige Großmeister Matthew Festing gewesen.

Festing habe ihn im Beisein Burkes aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Diese Aufforderung habe gemäß der Ordenshierarchie nur der Großmeister aussprechen können, und nicht Burke, der lediglich das Amt des "Kardinalpatrons" des Ordens innehat. Boeselager äußerte sich am Wochenende vor deutschsprachigen Journalisten in Rom.

Zum Rücktritt aufgefordert

Zuvor hatte das seit vier Wochen amtierende Interims-Oberhaupt des Ordens, der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein, in einem Interview mit der Wiener Tagezeitung "Der Standard" erklärt, dass Burke den Großkanzler Boeselager zum Rücktritt aufgefordert habe. Wörtlich sagte er: "Das Gespräch fand in einer normalen Gesprächsform statt. Boeselager hat zu den Rücktrittsforderungen von Kardinal Burke Nein gesagt."

Unabhängig vom tatsächlichen Redeanteil Burkes bei der fraglichen Sitzung betonte Boeselager am Wochenende, aus seiner Sicht sei der amerikanische Kardinal nicht geeignet, den Frieden in der vom Machtkampf in Mitleidenschaft gezogenen Ordensspitze wieder herzustellen. Anlass für die zeitweilige Entmachtung Boeselagers waren Berichte gewesen, wonach eine vom Malteserorden beauftragte Hilfsorganisation in Myanmar Kondome an Frauen ausgegeben hatte, die an der chinesischen Grenze als Prostituierte ihr Leben fristen.

Veränderungen im Ritterorden

Unterdessen deuten sich die Umrisse einer Reform des Jahrhunderte alten Ritterordens an, der ähnlich wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in vielen Ländern als neutrales Völkerrechtssubjekt anerkannt wird. Boeselager erklärte, der künftige Großmeister werde möglicherweise nicht mehr auf Lebenszeit gewählt werden. Auch werde die Rolle des europäischen Adels angesichts der zunehmenden internationalen Verbreitung des Ordens geringer werden. Bislang muss der Großmeister einem alten europäischen Adelsgeschlecht angehören.

Der Malteserritterorden wurde im 11. Jahrhundert gegründet und hatte von 1530 bis 1798 auf der Insel Malta einen eigenen Staat. Heute gehören ihm rund 13.000 Mitglieder an, die in 19 nationalen Assoziationen organisiert sind und zahlreiche humanitäre Hilfswerke betreiben.


Albrecht von Boeselager  / © JHS (DR)
Albrecht von Boeselager / © JHS ( DR )
Quelle:
KNA