Vor 800 Jahren bestätigte der Papst den Dominikanerorden

Überzeugung mit Worten

​Es braucht einen ziemlich starken Willen, wenn man es fast allein mit einer Irrlehre aufnehmen will. Dominikus hatte ihn - und gründete eine Gemeinschaft, die auch heute noch zu den größten der katholischen Kirche zählt.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Singende Dominikaner  / © Thomas Müller (KNA)
Singende Dominikaner / © Thomas Müller ( KNA )

Ihr weltweites Festjahr zum 800. Gründungstag dauert noch bis 21. Januar; es endet mit einem Gottesdienst in der Lateranbasilika in Rom. Als den offiziellen 800. Geburtstag hat die heutige Ordensleitung aber den 22. Dezember 1216 ausgerufen. Damals übergab Honorius III. (1216-1227) den Dominikanern ihre päpstliche Bestätigungsurkunde.

Das Vierte Laterankonzil unter Papst Innozenz III. hatte erst Ende 1215 ein Dekret beschlossen, das bereits bei seiner Verabschiedung überholt war: Es solle keine neuen Ordensregeln mehr geben, die nicht auf der des heiligen Benedikt oder des heiligen Augustinus basieren.

Von einer Gemeinschaft zu den größten Orden der Kirche

Dabei war damals in Toulouse bereits der "Bettelorden" der Dominikaner auf den Plan getreten, der die Predigt als Waffe gegen Häresie einsetzte. Innozenz' Nachfolger Honorius III. (1216-1227) erkannte die Regel der Dominikaner umgehend an. 1223 folgten die Franziskaner, 1226 die Karmeliter.

Die Dominikaner entstanden im Kontext eines Religionskriegs. Tief im Katharergebiet gewann der spanische Adlige Dominikus von Caleruega mit seiner Überzeugungskraft Gefährten, mit denen er in Fanjeaux bei Carcassonne über eine Ordensgründung nachdachte. 1215 fiel in der Hauptstadt der Grafschaft Toulouse die Entscheidung, künftig eine Gemeinschaft zu sein; eine Gemeinschaft, die schon bald zu den größten Orden der Kirche gehören sollte: der Predigerorden - Ordo praedicatorum, OP - oder schlicht: die Dominikaner.

Gauben predigen in radikaler Armut

Noch hießen sie nicht so; noch stand die Bestätigung durch den Papst aus. Doch von jenem Tag im April 1215 an wussten die Männer um Dominikus, was sie sein und was sie tun wollten: in radikaler Armut den katholischen Glauben predigen inmitten von Ketzerei und Irrlehre.

In Südfrankreich grassierte seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Sektenbewegung der Katharer, eine Häresie, die wohl die Kreuzzüge aus dem Orient importiert hatten. Die eigentümliche und radikale Büßerethik, ja Weltflucht der Katharer (griech. "katharoi", die Reinen) traf offenbar einen Nerv bei den so lebensfrohen wie frommen Südfranzosen.

Gegen das brutale Auftreten der Kreuzzügler

Jedenfalls breitete sich die Lehre in einer für Rom beunruhigenden Weise aus. Ihre Anhänger wurden - nach ihrer nahen Hochburg Albi - auch "Albigenser" genannt. Geschickt verknüpfte die französische Krone die römischen Ängste vor den Häretikern mit ihren eigenen territorialen Interessen, und so nutzte sie ihren sogenannten Albigenser-Kreuzzug (1209-1229) zur Unterwerfung der Grafschaft.

Diego von Acebo, Zisterzienser und Bischof von Osma in Kastilien, und sein wortgewandter Subprior Dominikus schüttelten ob des selbstherrlichen, prunkvollen und brutalen Auftretens der Kreuzzügler nur den Kopf. So war den albigensischen "Büßern" sicher nicht beizukommen. Im Sonderauftrag des Papstes setzten sie als Missionare allein auf das Wort Gottes und die Predigt, ohne allen Luxus und Ornat. Solange, bis der erschöpfte Diego von Innozenz III. in seine Diözese zurückbeordert wurde - und dort 1207 starb.

Offizieller Auftrag aus Toulouse

Dominikus machte allein weiter und gewann nach und nach neue Gefährten. Der Erfolg für die Mühsal, als Wanderprediger unter den Bedingungen des Kriegsrechts eine radikale Sekte davon abzubringen, fast alle Lehren des Christentums abzulehnen, waren bescheiden. Doch dann bekamen sie einen offiziellen Auftrag: Fulko, Bischof im albigensisch infizierten Toulouse, erteilte ihnen eine umfassende Predigterlaubnis für seine Diözese.

Wie andere Neuansätze des Mönchtums im Hochmittelalter - Cluniazenser, Zisterzienser, Franziskaner - gewannen nun auch die "Dominikaner" rasch an Einfluss. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass diese großen religiösen Reformorden einem paradoxen Zyklus unterlagen.

Sonderjustiz der Inquisition

Gegründet von glühenden Asketen, die das Armutsideal des Mönchtums erneuern wollten, zogen sie mit ihrer Strahlkraft Hunderte junger Gottsucher an - und Hunderte frommer Stiftungen, mit denen der Adel sein ewiges Seelenheil befördern wollte. Aus radikal armen Bewegungen wurden so mächtige europaweite Imperien.

Bei den Dominikanern war es mehr noch ein Zuwachs an theologischer Bildung, mit Gründungen in den Universitätsstädten Bologna und Paris. Nach Einführung der päpstlichen Sonderjustiz der Inquisition 1234 übernahmen die Dominikaner neben der Predigt auch dieses Amt - was sie bei den aufsässigen Bürgern von Toulouse nicht gerade beliebt machte.


Quelle:
KNA