Seit 30 Jahren geht das Friedenslicht aus Bethlehem auf Reisen

Eine kleine Flamme verbindet Völker

Krisen, Konflikte, Terror - die Welt scheint vom Frieden meilenweit entfernt. Gerade deshalb sei das Licht aus Bethlehem wichtig, so die Organisatoren. Denn auch sie wissen: Herbeizaubern lässt sich Frieden nicht.

Autor/in:
Almud Schricke und Inga Kilian
Austeilung des Friedenslichts / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Austeilung des Friedenslichts / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Von einer kleinen Flamme zum Lichtermeer: 1986 wurde das erste Mal auf Initiative des Österreichischen Rundfunks (ORF) ein Licht in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet und nach Wien gebracht. Mittlerweile ist das Friedenslicht nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern zu einem festen Bestandteil des weihnachtlichen Brauchtums geworden.

Dass die Initiative, die im ORF-Landesstudio Oberösterreich entstand und als einmalige Aktion geplant war, einmal so weite Kreise ziehen würde, damit hätten die Initiatoren vor 30 Jahren nicht gerechnet.

Neuer Weihnachtsbrauch

"Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir einen neuen Weihnachtsbrauch geschaffen haben, der den Menschen so zu Herzen geht", so Projektleiter Günther Hartl vom ORF. Er begleitet die Friedenslichtreise nach Israel seit vielen Jahren. Jedes Jahr darf ein Kind aus Österreich, das sich durch besonderes soziales Engagement hervorgetan hat, das Licht in der Geburtsgrotte Jesu entzünden.

Mit dem Flugzeug geht es dann in einer explosionssicheren Lampe zurück nach Wien, wo die Licht-Stafette mit einer ökumenischen Feier am dritten Adventswochenende beginnt. Von dort wird die Flamme in alle Orte Österreichs und in die meisten europäischen Länder gesandt. Züge mit dem Licht fahren über den ganzen Kontinent.

Zeichen für die Hoffnung auf Frieden

Gerade in der heutigen von zahlreichen Konflikten geprägten Zeit sei das Friedenslicht aus der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem ein Zeichen für die Hoffnung auf Frieden, das alle Menschen - unabhängig von Religion und Nationalität - verbinde, betonen die Organisatoren. Mit der Weitergabe der Flamme solle die Völkerverständigung gefördert werden. Das Friedenslicht fordere die Menschen jedes Jahr neu auf, sich Gedanken zu machen, wie man im eigenen Umfeld Streit vermeiden und Frieden schaffen kann.

In Deutschland wird das Friedenslicht seit 1989 verteilt - zunächst durch eine kleine Initiative aus Thüringen; seit 1993 übernehmen die Pfadfinder diese Aufgabe. Durch ihre gute Vernetzung und Anbindung an die Gemeinden erreichen sie viele Menschen in Deutschland.

In diesem Jahr verteilen sie das Licht ab dem Dritten Advent unter dem Motto: "Frieden: Gefällt mir - ein Netz verbindet alle Menschen guten Willens". Der Fokus liege dabei auf dem Austausch und der Vernetzung aller 220.000 Pfadfinder in Deutschland über die Sozialen Netzwerke (#friedenslicht). Das Internet verbinde "alle Menschen guten Willens" und könne dazu beitragen, die Idee des Friedenslichts - "ein Europa in Frieden" - zu verbreiten, heißt es.

Pfadfinder verbreiten Friedenslicht

In mehr als 25 europäische Länder, nach Argentinien und in die USA ist das Licht schon gereist; es brannte beim Papst im Vatikan, im Europaparlament und auch am Ground Zero in New York. Auch Pfadfinder aus Israel und Palästina haben das Friedenslicht in Wien schon in Empfang genommen und wieder in ihre Heimat gebracht.

In Deutschland bringen die Pfadfinder es ab Sonntag ausgehend von 30 zentralen Bahnhöfen im ganzen Land in zahlreiche Städte. Dort wird es in Aussendungsfeiern weitergereicht und dann in Rathäuser, Schulen, Altenheime, Krankenhäuser und in die Familien verteilt.

Das Friedenslicht sei kein magisches Zeichen, das den Frieden herbeizaubern könne, betonen die Pfadfinder. "Das Friedenslicht ist ein Zeichen der Hoffnung." Es habe sich in wenigen Jahren in alle Welt verteilt und leuchte mit seiner Botschaft in der Vorweihnachtszeit Millionen Menschen.


Quelle:
KNA