Wachstum der Pfingstbewegung fordert Kirche heraus

"Alle Schichten umgreifendes Phänomen"

Die Osnabrücker Theologin Margit Eckholt sieht im globalen Wachstum der evangelikal-freikirchlichen Pfingstbewegung eine "Herausforderung" für die katholische Kirche. Besonders im Fokus stehen dabei Afrika und Lateinamerika.

Werbeschild für eine evangelikale Kirche in Guatemala / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Werbeschild für eine evangelikale Kirche in Guatemala / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Zahlreiche Studien und Statistiken wiesen auf ein "erhebliches Anwachsen der Pfingstbewegung weltweit hin", sagte die katholische Theologieprofessorin in Sankt Augustin laut Redemanuskript. "Eine halbe Milliarde Menschen sollen zu Pfingstgemeinden beziehungsweise pfingstlerisch geprägten Kirchen gehören, davon die meisten in Afrika und Lateinamerika", so Eckholt. Von 60 Millionen Menschen sei in Lateinamerika die Rede.

Alle Schichten umgreifendes Phänomen

In allen Studien werde darauf hingewiesen, "dass der Zuwachs der Pfingstbewegung ein alle Schichten umgreifendes Phänomen ist", sagte die Professorin für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Universität Osnabrück. Nicht nur in Armenvierteln der betreffenden Länder entstünden neue Kirchen. "Auch Mittel- und Oberschicht sind pfingstlerisch geprägt, und gerade junge Menschen und besonders Frauen sehen in Pfingstgemeinden attraktive Alternativen", so Eckholt.

Sie sprach von einem "Phänomen der 'Pentekostalisierung' des Christentums in Lateinamerika" - also einer immer stärkeren Durchdringung des Christentum mit pfingstlerischen Elementen, die emotionale Glaubenserfahrungen in den Vordergrund rücken.

Neuer religiöser Stil

Das Phänomen der Pfingstler mache damit "auf die zunehmende Bedeutung religiöser Erfahrung" im Glaubensleben aufmerksam, betonte die Theologin. "Genau diese Erfahrungsdimension muss kirchliche Praxisformen stärker prägen", forderte Eckholt mit Blick auf die katholische Seelsorge.

Widerlegt sei inzwischen die These, dass die Pfingstkirchen von den USA gesteuerte "Sekten" zur Untergrabung sozialistisch-marxistischer Befreiungsbewegungen gewesen seien. Vielmehr sei offenbar in vielen Ländern "ein neuer religiöser Stil" im Entstehen.


Quelle:
KNA