Jesuiten beraten in Rom die Lage ihres Ordens

"Mut zum Unmöglichen machen"

Die Jesuiten, der größte Männerorden der katholischen Kirche, haben am Montag in Rom ihre Debatte über die Lage und Herausforderungen ihrer Gemeinschaft begonnen. Die 36. Generalversammlung wählt außerdem einen neuen Generaloberen.

Eröffnungsgottesdienst der 36. Generalversammlung der Jesuiten  / © Paolo Galosi (KNA)
Eröffnungsgottesdienst der 36. Generalversammlung der Jesuiten / © Paolo Galosi ( KNA )

Eröffnet wurde das Treffen der 215 Leitungspersonen und Delegierten am Sonntag mit einem Gottesdienst in der römischen Mutterkirche des Ordens, Il Gesu. Die Leitung hatte der Ordensgeneral der Dominikaner, Bruno Cadore (62). Nach alter Tradition zelebriert der Obere des Dominikanerordens die Begräbnisfeier für einen verstorbenen Jesuiten-General. In diesem Fall wurde er anlässlich des Amtsverzichts von General Adolfo Nicolas (80) dazu eingeladen.

In seiner Predigt sagte Cadore, die Generalkongregation könne den Jesuiten "Mut zum Unmöglichen" machen. Zugleich sei die demütige Einsicht nötig, dass alles von Gott abhänge. Nach der Messe beteten die Teilnehmer der Generalkongregation am Grab ihres Ordensgründers Ignatius von Loyola (1491-1556), der in Il Gesu bestattet ist. Über seinem Altar wurde eine Lampe entzündet, die für die Dauer der Beratungen brennt.

Wahl eines neuen Generaloberen

Nach der am Montag begonnenen Lagebesprechung tauschen sich die Teilnehmer gemäß alter Tradition vier Tage lang in Zweiergesprächen über mögliche Leitungspersonen aus. Diese sogenannten Murmurationes sind eine Besonderheit der jesuitischen Meinungsbildung. Kandidaturen oder Absichtserklärungen gibt es nicht.

Mit dem Beginn der Wahlgänge für das Amt des Generaloberen ist erst in rund einer Woche zu rechnen. Zunächst muss die Generalkongregation jedoch den Rücktritt des amtierenden Ordensgenerals Nicolas annehmen. Theoretisch könnte sie dies ablehnen. Danach erfolgen so viele Urnengänge der 212 Stimmberechtigten, bis eine absolute Mehrheit von 107 Stimmen für einen neuen Oberen erreicht ist. Über das Ergebnis wird zuerst der Papst informiert. Erst dann wird der Name öffentlich bekanntgegeben.

Immer weniger Mitglieder

Der amtierende Ordensgeneral, der Spanier Nicolas, hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, 2016 sein Amt aus Altersgründen niederlegen zu wollen. Der Jesuitenorden zählt nach eigenen Angaben derzeit rund 16.400 Mitglieder weltweit. Wie andere Orden verzeichnet er weltweit einen Rückgang. Zudem verschiebt sich das Gewicht nach Asien und Afrika; dort ist die Gemeinschaft im Wachstum.

Auch die Generalkongregation berücksichtigt die Mitgliederstärke der einzelnen Ordensprovinzen. So stammen 59 Prozent der Wähler von der Südhalbkugel; bei der Generalkongregation 2008 waren es noch 45 Prozent.


Quelle:
KNA