Honduranischer Kardinal Maradiaga auf Deutschlandbesuch

Kooperationen und große Politik

Der Papstberater und honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga besucht derzeit Nordrhein-Westfalen. Neben Studien-Partnerschaften ist auch die Politik ein Thema: Mit großer Sorge blickt er auf die USA und den dortigen Wahlkampf.

Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Oscar Rodriguez Maradiaga / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Die Welt benötige "großartige Führerschaft", sagte der Leiter des Kardinalsrat zur Kurienreform ("K9") vor Journalisten in Duisburg. Es sehe so aus, dass die derzeitigen Kandidaten diese Qualitäten nicht mitbrächten. Laut Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa, fehle es an Politikern wie Konrad Adenauer oder Robert Schuman, die mit einer visionären Idee die Europäische Union aufgebaut hätten. Stattdessen dominiere die Wirtschaft und ihre Interessen.

Der Kardinal wandte sich entschieden gegen den Vorstoß von US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, an der Grenze der USA zu Mexiko eine Mauer zur Abwehr illegaler Migranten zu errichten. "Die Welt braucht Brücken und keine Mauern", sagte er unter Berufung auf Papst Franziskus.

Die gegenwärtige Weltlage bezeichnete Maradiaga als "sehr kompliziert". Notwendig sei mehr Dialog und Miteinander. "Mit Konfrontation werden wir nie zu einem Frieden kommen", so der Kardinal. Auf die Frage nach dem Beitrag der Kirche betonte er, dass sie beispielsweise im Nahen Osten schon sehr viel tue. So engagierten sich die christlichen Patriarchen für die Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon.

Maradiaga ist auf Einladung der Deutsch-Honduranischen Gesellschaft noch bis Freitag auf Deutschland-Visite und äußerte sich bei der feierlichen Eröffnung des Honorarkonsulats seines Heimatlandes in Duisburg. An diesem Donnerstag besucht er Münster und die Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh.

Kritik am Konsumniveau

Das gegenwärtige Konsumniveau der Industrieländer hälz Maradiaga unterdessen für nicht vertretbar. "Es liegt auf der Hand, dass wir über unseren Möglichkeiten leben, und zwar auf Kosten unserer Kinder", so der Erzbischof. Gekauft würden Dinge, die man gar nicht brauche, sich aber wünsche. Es gebe aber Alternativen zum Konsum, um Zufriedenheit zu finden.

"Unser tatsächliches Bedürfnis sollte es sein, uns um unsere Lieben zu kümmern", sagte Maradiaga. Statt eines "unendlichen Verbrauchs" empfahl er als "Ressourcen menschlichen Glücks" Beziehungen, Gemeinschaften und Familie. Vor 20 Jahren hätten sich noch etwa 60 Prozent aller amerikanischen Familien am selben Tisch zum Abendessen versammelt, sagte Maradiaga. Heute seien es nur noch 20 Prozent.

Der Kardinal kritisierte auch den Umgang mit den neuen Kommunikationstechnologien wie Handys. "Wenn wir heute ohne Telefon das Haus verlassen, fühlen wir uns irgendwie nackt", sagte der studierte Theologe und Psychologe. "Wir arbeiten immer. Wir haben das Büro in der Hosentasche dabei." Und je höher eine Person in der Hierarchie aufsteige, "desto weniger Zeit hat man für sich selbst. Man ist immer zu Diensten."

Hochschulpartnerschaft

Derweil sind die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHO) und die Universität Tegucigalpa in Honduras sind eine Partnerschaft eingegangen. Vertreter beider Hochschulen, darunter der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, unterzeichneten in Münster eine Kooperationsvereinbarung. Die Universität in Trägerschaft des Erzbistums Tegucigalpa wurde von Ortsbischof Maradiaga gegründet.

"Das wichtigste und wirksamste Mittel gegen Armut weltweit und für Frieden und Demokratie ist Bildung", erklärte Maradiaga. KatHO-Rektor Hans Hobelsberger betonte, dass es in Deutschland in den zurückliegenden Jahren einen starken Trend zu mehr Sozialunternehmen gebe. "Das kann ein wichtiges Mittel auch für Honduras sein."

Die KatHO NRW ist mit rund 4.600 Studierenden an den Standorten Aachen, Köln, Münster und Paderborn die bundesweit größte staatlich anerkannte Fachhochschule in kirchlicher Trägerschaft. Sie bildet unter anderem Fachkräfte für das Sozial- und Gesundheitswesen aus und befasst sich nach eigenen Angaben mit der gesellschaftlichen Teilhabe von Kindern, Senioren und Behinderten.

Die Universität Tegucigalpa ist die größte Volluniversität des Landes mit 8,6 Millionen Einwohnern. Angeboten werden die Studienfächer Jura, Medizin, Wirtschaftswissenschaften, Theologie und Philosophie. Ziel der kirchlichen Hochschule ist es, über Bildung einen Beitrag zur Stabilisierung des Landes zu leisten, wie es hieß.

Die Initiative zur Partnerschaft ging nach KatHO-Angaben von der Vorsitzenden der Deutsch-Honduranischen Gesellschaft, Irene Janssen, aus. Die Honorarkonsulin sagte, Honduras benötige dringend besser ausgebildete Lehrer, wesentlich mehr qualifizierte Ärzte und gute Juristen für den Staatsdienst, die mutig die Korruption bekämpfen und Demokratie und Frieden im Land aufbauen. "Honduras kann und soll so zu einem Stabilitätsanker in Mittelamerika werden", so Janssen.


Quelle:
KNA