Erzbischof Lompo aus Niger zum Islam

"Der Dialog reißt Barrieren nieder"

Erzbischof Djalwana Laurent Lompo aus Niger ist zu Besuch in Deutschland. Im domradio.de-Interview spricht er über die Minderheitensituation in seinem Land und seine Beziehung zum Islam.

Erzbischof Djalwana Laurent Lompo (DR)
Erzbischof Djalwana Laurent Lompo / ( DR )

domradio.de: Wie sieht die Situation für Katholiken im Niger aus?

Erzbischof Laurent Lompo (Erzbischof und Metropolitan für Niamey in Niger): Die Katholiken im Niger sind in einer Minderheitensituation.  Es sind 94 Prozent der Menschen Muslime.  Die Katholiken machen einen Anteil von 2 Prozent aus. Jedoch sind wir in vielen Bereichen sehr aktiv:  was die wirtschaftliche Hilfe anbetrifft oder die Gesundheit.  In dem Bereich der Ausbildung sind wir gut in das Schulsystem des Landes integriert. Und obwohl wir in einer Minderheitensituation sind, sind wir sehr engagiert und gut integriert und der Dialog mit den Muslimen ist erfolgreich.

Bei meinem Besuch bei Kardinal Woelki hat er auch die Frage aufgeworfen, wie die Situation der Christen im Niger aussieht. Ich habe ihm erzählt, dass wir einige Schwierigkeiten hatten, als die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo veröffentlicht worden sind, im Jahr 2015. Damals wurden unsere Kirchen angezündet. Wir haben sie aber mittlerweile wieder aufgebaut und sie sind größer als vorher. Und das Christentum kommt auch Schritt für Schritt voran und ist jetzt auf einem stabilen Niveau.

domradio.de: Als Bischof sind sie ein Vertreter einer kleinen Minderheit im Land. Wie fühlen Sie sich in dieser Situation?

Erzbischof Lompo: Wir haben ja, wie schon erwähnt, integrative Schulen mit Muslimen und Christen, das sind innovative Projekte. Auf der Ebene der Caritas arbeiten wir mit allen Religionen zusammen und wir sind akzeptiert. Im Gesundheitsbereich haben wir auch einige Aktivitäten. Und diejenigen, die wegen den Karikaturen von Charlie Hebdo Kirchen angezündet hatten – da denke ich, dass es nicht generell "die Muslime" waren, sondern Jugendliche, die arbeitslos sind. Wenn junge Menschen keine Arbeit haben, können sie Absichten entwickeln, die nicht gut sind. Und was gut ist, ist eine Initiative, die jungen Menschen in unserem Land Arbeit ermöglicht. Nach den Vorkommnissen haben wir dementsprechend mit Misereor ein Projekt gegen Jungendarbeitslosigkeit entwickelt, zusammen mit Muslimen.

domradio.de: Inwiefern wird der Islam politisch instrumentalisiert – wie sehen Sie diese Frage vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen im Niger?

Erzbischof Lompo: Ich denke, so wie es die Muslime immer wieder sagen, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat. Es handelt sich nicht um die muslimische Gemeinde, die radikalisiert. Es geht um Radikale in arabischen Ländern. Und wie schon gesagt, es geht um Armut, sowohl intellektuell als auch materiell. Mit den Muslimen, die moderat sind, haben wir gute Beziehungen. Sie kommen zu unseren Kirchen, wir besuchen sie. Man kann nicht generalisieren, dass der Islam schlecht sei, es gibt Einzelne, die nichts verstanden haben. Der Dialog hilft, dass wir uns gegenseitig verstehen, er reißt Barrieren nieder. Wenn Christen und Muslime aufeinandertreffen, dann versuchen wir, gar keinen Hass aufkommen zu lassen, wie zum Beispiel in unseren Schulen, wo wir uns mit Offenheit begegnen.

Das Interview führte Dr. Christian Schlegel.