Ostbelgische Zisterzienserabtei Val-Dieu feiert 800 Jahre

Im Gottestal

​Es ist kein lautes, eher ein kleines, feines Jubiläum. Inmitten von viel hübscher Landschaft feiert die Zisterzienserabtei Val-Dieu ihr 800-jähriges Bestehen. Die 30 Autominuten von Aachen lohnen einen Abstecher.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Zisterzienserabtei Val-Dieu / © Alexander Brüggemann (KNA)
Zisterzienserabtei Val-Dieu / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Heute ist es ein idyllisches Seitental im "Herver Land", einem hügeligen Landstrich im Norden der Provinz Lüttich. Einst, als sich hier 1216 die Zisterzienser niederließen, wurde es noch "Teufelstal" genannt. In diesem Sommer feiern die Menschen von Val-Dieu ("Gottestal") den 800. Jahrestag der Abtei - ein schönes Ausflugsziel rund 30 Autominuten von Aachen. Eine Radler-Hochburg ist das propere ostbelgische Kloster mit seiner Brauerei und seiner Gaststube inmitten von viel hübscher Landschaft obendrein.

Die Mönche wählten das Tal einst ganz bewusst aus. Zwar lag es in der Nähe eines bereits bestehenden Wirtschaftshofes, aber doch fernab jeder sonstigen menschlichen Behausung. Abgeschieden und am Wasser: Das waren Kriterien für die meisten frühen Zisterziensergründungen. Der Zusammenfluss der Bäche Bel und Berwinne bot gute Möglichkeiten zum Anlegen von Teichen und Fischweihern - auf die die Ordensmitglieder besonders angewiesen waren, da sie sie auf den Genuss von Fleisch vierfüßiger Tiere verzichteten.

Nur regionale Bedeutung

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )

Die neue Abtei im später "Vallis Dei" oder "Goidsdaele" lag territorial auf der Grenze zwischen dem Herzogtum Limburg und der Grafschaft Dalhem; von beiden Landesherren wurde sie mit Ländereien ausgestattet. Am sprichwörtlichen Fleiß der Mönche von Val-Dieu kann kein Zweifel bestehen. 50 Jahre nach der Gründung verfügte die Abtei bereits über Einkünfte aus sechs Mühlen, drei Höfen, mehreren Weinbergen an Rhein und Mosel sowie dem Zehnten aus fünf Pfarreien. Häuser besaß sie in Lüttich, Maastricht und Aachen.

Dennoch kam Val-Dieu nie über eine regionale Bedeutung hinaus. Seit Ende des 12. Jahrhunderts hatte sich die größte Begeisterung über die zisterziensische Einfachheit, die seit etwa 1120 für eine explosionsartige Verbreitung des Ordens gesorgt hatte, bereits etwas gelegt. Die größte Personalstärke erlangte die Abtei Ende des 13. Jahrhunderts mit allein rund 70 Laienbrüdern.

Religionskriege und Plünderungen

Noch im 15. Jahrhundert durchaus vermögend, steuerte Val-Dieu in den Wirren der Religionskriege durch wiederholte Plünderungen und Zerstörungen in den Ruin. Die Klosterzucht brach zusammen. Nach weiteren Hochs und Tiefs brachte die Annexion der österreichischen Niederlande durch das revolutionäre Frankreich 1795 die Aufhebung der Abtei. Die letzten Mönche übergaben ihre staatlichen Entschädigungszahlungen an den Abt, Jacques Uls. Dieser konnte damit die Kirche, die Konvents- und Wirtschaftsgebäude vom Staat zurückkaufen. Er lebte dort bis zu seinem Tod 1812.

Verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten der kommenden drei Jahrzehnte scheiterten; Bibliothek und Mobiliar wurden verschleudert, die Kirche zerstört. Im Mai 1840 erwarben zwei Lütticher Weltpriester das Gelände und übertrugen es einem der beiden letzten überlebenden Mönche von Val-Dieu, Bernhard Klinkenberg. Er wurde 1844 als Abt zum zweiten Gründervater der Abtei. Bis 1884 wurde die neue Klosterkirche fertiggestellt.

Unter Leitung christlicher Laiengemeinschaft

Das 750. Gründungsjubiläum im Jahr 1966 blieb jedoch das bislang letzte große Fest des Klosters. 2001 verließen die letzten drei Mönche Val-Dieu. Die Abtei wurde einer kleinen christlichen Laiengemeinschaft anvertraut; die derzeit elf Mitglieder leiten die Geschicke des Klosters bis heute - im Geiste der Zisterzienser. Einige Zimmer des Gästehauses aus dem 18. Jahrhundert werden für Jakobspilger, Ruhesuchende und Studenten in Prüfungsvorbereitungen vorgehalten.

Eine unabhängige Gesellschaft braut auf dem Klostergelände verschiedene Abteibiere nach der Tradition der Mönche: als Helles ("Blonde"), Dunkles ("Brune"), Starkbier ("Triple") und "Grand-Cru". Der hauseigene Cidre ist exzellent. Dazu empfiehlt sich ein Brotteller mit Käsen aus dem Herver Land; Botschafter der alten Zisterziensertradition sind der "Bleu des Moines" (Blauschimmel), der "Delice des Moines" oder der "Bouquet des Moines".

Am Freitag (29. Juli) beginnt in Val-Dieu ein Jubiläumsmonat. Bis 28. August gibt es ein allabendliches Licht- und Ton-Spektakel, Führungen durch Abteikirche und Brauerei sowie einmal wöchentlich eine Lesung im 2009 neueröffneten Park. Am 14. und 15. August feiert der Generalabt der Zisterzienser, Mauro Lepori, zwei Gottesdienste in der Basilika. Und am Nachmittag des 26. August bietet ein Markt im Klosterhof regionale Produkte feil.

Quelle:
KNA