Maronitischer Patriarch zur Flüchtlingslage im Libanon

"Nach dem Krieg zurück nach Syrien"

Der maronitische Patriarch Boutros Rai hofft, dass die syrischen Flüchtlinge im Libanon nach dem Krieg in ihre Heimat zurückkehren. Rai ergänzte, fast zwei Millionen Flüchtlinge stellten für ein kleines Land wie den Libanon eine Gefahr dar.

Erzbischof Stefan Heße (l.) und Bechara Boutros Rai / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Erzbischof Stefan Heße (l.) und Bechara Boutros Rai / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Hunderttausende Menschen, die ohne Perspektive und legalen Status im Land leben, sind ein ideales Rekrutierungsfeld für terroristische Gruppen", warnte er. Dies könne sich zu einem Sicherheitsrisiko weit über den Libanon hinaus entwickeln. Außerdem führe das Einströmen von mehr als einer Million Muslime zu einer Störung des konfessionellen Gleichgewichts, zumal gleichzeitig Zehntausende junge Libanesen das Land verließen.

Treffen mit Erzbischof Heße

Rai äußerte sich am Sonntagabend bei einer Begegnung mit dem Flüchtlingsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, am Sitz des maronitischen Patriarchats in Bkerke. Bei der Begegnung kommentierte Rai auch die seit zwei Jahren anhaltende politische Blockade der Präsidentenwahl im Libanon. Schuld daran sei letztlich ein Machtkampf zwischen Iran und Saudi-Arabien.

Die von diesen beiden Mächten abhängigen Gruppen der Schiiten und der Sunniten im Libanon seien jetzt ebenfalls verfeindet und blockierten sich gegenseitig. Indem sie die Wahl eines christlichen Präsidenten gemäß der libanesischen Verfassung nicht zuließen, schafften sie ein gefährliches Vakuum. "Der einzige christliche Staatspräsident im gesamten Nahen Osten wird auf diese Weise verhindert", beklagte Rai.

Appell an Großmächte

Er appellierte an die Großmächte, auf den Iran und Saudi-Arabien einzuwirken, damit diese den Libanon aus ihrem regionalen Machtkampf ausklammern und eine Überwindung der libanesischen Verfassungskrise ermöglichen. Scharfe Vorwürfe formulierte das Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon an die Adresse des Parlaments in Beirut. Durch die Verhinderung von Wahlen gäben die Parlamentarier ihre Macht faktisch an Riad und Teheran ab.

Mit Blick auf Europa warnte Rai, der Westen verkenne die Realität des Islam. Es sei irrig anzunehmen, dass sich der Islam jemals säkularisieren werde. "Viele Muslime sagen offen, dass sie Europa durch ihre große Kinderzahl und durch ihren starken Glauben erobern wollen", erklärte Rai.


Quelle:
KNA