Weltkirche-Bischof über Mittel gegen den Terror

Für eine "starke Allianz der Guten"

Wieder Frankreich. Wohl wieder ein Terroranschlag. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, spricht im Interview über Gut und Böse in Zeiten des Terrors.

Der LKW als Tatwaffe bei Anschlag in Nizza / © Andreas Gebert (dpa)
Der LKW als Tatwaffe bei Anschlag in Nizza / © Andreas Gebert ( dpa )

domradio.de: Was war ihre erste Reaktion auf diesen Anschlag?

Erzbischof Ludwig Schick (Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz): Ich habe natürlich gleich daran gedacht, dass es wohl wieder ein Anschlag ist, der von irgendwelchen Fanatikern kommt, die Frankreich schädigen wollen. Das ist ja in letzter Zeit öfter geschehen, leider Gottes hat es sich wohl bewahrheitet.

domradio.de: Wie können Menschen so unmenschlich werden?

Erzbischof Schick: Das ist die große Frage, da läuft irgendetwas in der Erziehung der Menschen schief oder sie kommen auf irgendwelche Abwege. Wir Menschen sind alle - unabhängig von Rasse, Religion und Hautfarbe - nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, wir haben die Menschenfreundlichkeit Gottes in uns, wir dürfen und können Menschen Gutes tun. Wie Menschen davon abkommen, das ist das große Rätsel. Man kann immer nur darauf hinweisen, dass der Mensch gut ist und gut handeln kann. Und wir müssen alles dafür tun, dass die Menschen diese, ihre eigene Bestimmung finden und danach leben.

domradio.de: Schnell fragt man sich da doch als Christ, wieso Gott so etwas zulässt.

Erzbischof Schick: Menschen kommen auf Abwege. Sie werden religiös und ethnisch fanatisiert. Man muss mit allen staatlichen und polizeilichen Möglichkeiten aufwarten, damit so etwas nicht passiert. Wir müssen auch alles dafür tun, dass Menschen nicht fanatisch werden und dann so unmenschlich handeln. Da sind wir Christen ganz besonders gefordert: Wir haben die Botschaft der Liebe, wir haben die Botschaft der Menschenwürde. Wir haben die Gebote, dass man jeden Menschen achten muss und keinen töten darf. Das müssen wir mit größerer Klarheit und innerer Festigkeit verkünden. Und wir müssen den interreligiösen Dialog pflegen und die guten Kräfte im Islam und anderen Religionen bündeln. Damit durch eine starke Allianz der Guten die Bösen gehindert werden und damit die Menschen gar nicht erst so böse werden, um terroristisch und unmenschlich zu handeln.

domradio.de: In den sozialen Medien ist der Aufruf "Pray for Nice" populär und wird auch von Menschen, die nicht glauben, geteilt. Ist das Gebet etwas, das auch Menschen, die mit dem Glauben nicht viel anfangen können, helfen kann?

Erzbischof Schick: Der Glaube hilft eigentlich immer, das Gebet hilft immer. Das Gebet schafft ja Solidarität, selbst wenn jemand nicht so gläubig ist. Damit der Mensch einfach spürt, dass da jemand an ihn denkt und für ihn betet. Beten bedeutet ja immer auch, dass man dem anderen Gutes wünscht. Das kann für trauernde Angehörige ein Trost sein, wenn da jemand für die auf so tragische und barbarische Weise Verstorbenen, Gutes erbittet bei Gott im Himmel. Das kann ein Trost sein selbst für Menschen, die nicht so tief gläubig sind. Und das Gebet ist ja auch immer direkt und indirekt Gebet um Frieden, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Wenn man betet, dann kann man die Herzen der Menschen aufrütteln und für den Frieden bewegen.


Erzbischof Ludwig Schick / © Holger Hollemann (dpa)
Erzbischof Ludwig Schick / © Holger Hollemann ( dpa )
Quelle:
DR