Vatikanischer Außenminister sagt Venezuela-Reise ab

Vermittlungen mit Schwierigkeiten

Kurienerzbischof Paul Gallagher hat seine für Ende Mai geplante Reise nach Venezuela abgesagt. Der Diplomat habe sich zu diesem Schritt gezwungen gesehen, berichtet Radio Vatikan ohne Details über die Hintergründe zu nennen.

Protestierende in Caracas / © Miguel Gutierrez (dpa)
Protestierende in Caracas / © Miguel Gutierrez ( dpa )

Beobachter waren davon ausgegangen, dass Gallagher bei seinem Besuch im Konflikt zwischen Regierung und Opposition vermitteln würde. Gallagher ist Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im Vatikanischen Staatssekretariat und gilt als Außenminister des Vatikan.

Nach 17 Jahren sozialistischer Regierung ist das Land mit den größten Ölreserven ein Pulverfass. Es wird kaum noch etwas produziert, weil Grundgüter fehlen. Das südamerikanische Land leidet unter anderem wegen des Ölpreisverfalls unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Es wird ein Staatsbankrott befürchtet. Die Wirtschaft ist 2015 um sieben Prozent geschrumpft, die Inflation liegt im dreistelligen Bereich. Trinkwasser und Nahrungsmittel sind knapp. Wegen Zuckermangel wurde in dieser Woche auch die Coca-Cola-Produktion gestoppt. Dabei war das Getränk zuletzt oft einfacher zu bekommen als Wasser.

Venezolanischer Nuntius hatte Vermittlerrolle ausgelotet

Die Opposition gibt der Regierung die Schuld an der schlechten Versorgungslage und strebt ein Referendum über die Ablösung von Präsident Nicolás Maduros an. Die sozialistische Regierung macht dagegen einen Wirtschaftskrieg von kapitalistischen Unternehmern für die Krise verantwortlich und kündigte die Besetzung von Betrieben sowie die Verhaftung von Unternehmern an.

Papst Franziskus hatte sich bereits im März mit einer Aufforderung zum Dialog in den Konflikt eingeschaltet. Der Vatikanbotschafter in Caracas, Erzbischof Aldo Giordano, hatte vor wenigen Tagen mit Vizepräsident Aristobulo Isturiz Möglichkeiten für eine Vermittlerrolle des Vatikans ausgelotet. Zuvor hatte ihn das Oppositionsbündnis "Tisch der Einheit" gebeten, sich für die Freilassung politischer Gefangener einzusetzen.


Quelle:
KNA , dpa , epd