Nach dem Erdbeben in Ecuador läuft die Hilfe an

Spenden und Gebete

Nach dem Erdbeben in Ecuador mit mehr als 400 Toten ist die internationale Nothilfe angelaufen. Deutsche Hilfswerke wie Caritas international haben mit der Soforthilfe begonnen. Papst Franziskus rief zum Gebet und zur Hilfe für die Opfer auf.

Erstversorgung in  Pedernales, Ecuador / © Jose Jacome (dpa)
Erstversorgung in Pedernales, Ecuador / © Jose Jacome ( dpa )

Nach dem schweren Erdbeben in Ecuador sind bereits 400 Tote geborgen worden. Die Opferzahl sei vor allen nach den Rettungsarbeiten in der Küstenstadt Pedernales gestiegen, erklärte der Sicherheitsminister des südamerikanischen Landes. Mehr als 2000 Menschen wurden verletzt. 

Präsident Rafael Correa annte das Beben die größte Tragödie der vergangenen 67 Jahre. "So groß der Schmerz ist, noch größer ist der gemeinsame Geist unseres Volkes", betonte Correa und rief das Land zur Einheit auf. 

Papst Franziskus und Kardinal Marx rufen zu Gebet auf

Die katholische Kirche bereitet sich laut örtlichen Medienberichten auf mehrere Massenbestattungen vor. Die Ecuadorianische Bischofskonferenz richtete ein Spendenkonto ein, um den von der Naturkatastrophe besonders betroffenen Menschen in den Provinzen Esmeralda und Manabi zu helfen. Papst Franziskus rief am Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz zum Gebet und zur Hilfe für die zahlreichen Opfer und die Menschen in dem südamerikanischen Land auf. 

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich tief betroffen von dem Erdbebenunglück. Der Andenstaat ist seit mehr als 50 Jahren Partnerland der Erzdiözese München und Freising. "Erfüllt von Trauer, sind wir in unseren Gedanken und Gebeten bei den Opfern dieser schrecklichen Katastrophe." Die Menschen in Ecuador könnten darauf zählen, "dass wir solidarisch an ihrer Seite stehen", versicherte Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. Die Erzdiözese werde einen Sonderfonds für Soforthilfe einrichten.

Beileid von Gauck und Merkel

Bundespräsident Joachim Gauck übermittelte dem Präsidenten Ecuadors, Rafael Correa, sein Beileid. "Mit großem Entsetzen haben wir die Bilder der Verwüstungen gesehen", heißt in dem Kondolenzschreiben. Das Mitgefühl der deutschen Bevölkerung gelte sowohl den Todesopfern der Katastrophe als auch den Verletzten. Ich wünsche Ihnen und dem ganzen Land viel Kraft bei den noch andauernden Rettungsarbeiten", erklärte Gauck.

Er verwies zugleich auf das Hilfsangebot der EU zum Wiederaufbau des Landes. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ Correa in einem Telegramm die tiefe Bestürzung und Betroffenheit der Bundesregierung übermitteln.

Hilfe teils schwierig

Unterdessen lief die internationale Hilfe an. Daran beteiligt sich nach Angaben des ecuadorianischen Außenministeriums auch zahlreiche lateinamerikanische Staaten, etwa Peru, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Venezuela, Chile und Bolivien. Die EU stellte am Sonntag rasche finanzielle und technische Hilfe in Aussicht. Unicef begann mit der Verteilung von Wasserreinigungssets in der besonders betroffenen Stadt Pedernales. Nun komme es drauf an, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Das Deutsche Rote Kreuz rief zu Spenden auf. Etwa 800 Helfer des Ecuadorianischen Roten Kreuzes seien unermüdlich im Einsatz.

Der Arbeiter-Samariter-Bund in Köln erklärte, Partnerorganisationen verteilten Hilfsgüter vor allem in Esmeraldas. Laut dem Hilfswerk Care brauchen die Menschen vor allem Lebensmittel, Wasser und Unterkünfte. Auch die Ecuadorianer starteten Hilfsaktionen, teils mit großen Schwierigkeiten. Konvois mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und Medikamenten verließen am Sonntagabend die Hauptstadt Quito. Zwei Transporte wurden in der Küstenstadt Guayaquil überfallen, wie lokale Medien berichteten. Am Samstag war es in der Großstadt zu Plünderungen gekommen.

Notstand in sechs Provinzen

Die Regierung in Ecuador hatte bereits am Samstag den landesweiten Ausnahmezustand verhängt und mobilisierte rund 14.000 Sicherheitskräfte. Zwei mobile Krankenhäuser, mehr als 100 Ärzte und medizinisches Personal wurden in die am stärksten zerstörten Provinzen Manabí und Esmeraldas entsandt, wie die Behörde für Risikomanagement mitteilte. In sechs Provinzen wurde der Notstand ausgerufen.

Das Beben hatte sich am Samstagabend (Ortszeit) vor der ecuadorianischen Küste ereignet und gilt als eines der stärksten der vergangenen Jahrzehnte. Es erschütterte auch die Hauptstadt Quito, die rund 170 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Bis zum Sonntagabend gab es nach offiziellen Angaben mehr als 230 Nachbeben. Nur das Erdbeben von Ambato 1949 sei schlimmer gewesen, sagte Correa. Damals starben laut Geophysischem Institut mehr als 6.000 Menschen.

Ausmaß der Schäden noch unklar

Aktuell ist die Küstenprovinz Manabí am stärksten betroffen. Der Badeort Pedernales mit rund 40.000 Einwohnern liegt im Epizentrum und wurde laut lokalen Medienberichten fast vollständig zerstört. Landesweit waren zentrale Straßen beschädigt und gesperrt, was die Versorgung der Verletzten erschwerte. Viele Orte waren am Sonntagabend noch ohne Strom, wie die Zeitung "El Comercio" berichtete. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch unklar. In Guayaquil, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, stürzte unter anderem eine Brücke ein und begrub zwei Autos unter sich.

Ecuador liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring. Kontinental- und Ozeanplatten stoßen aufeinander. Erdstöße sind keine Seltenheit. Am Samstag hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte geschoben und das Beben ausgelöst.


Quelle:
KNA , epd