Chronologie

Der Bürgerkrieg in Kolumbien

​Dem Bürgerkrieg in Kolumbien, dessen Beginn auf Anfang der 1960er Jahre datiert wird, gehen Jahrzehnte von Gewalt und sozialer Spaltung voraus. Die geschichtlichen Eckdaten des Konfliktes.

Ein Paar hinter einer Flagge bei einem Friedensmarsch in Cali, Kolumbien, am 9.4.15 (dpa)
Ein Paar hinter einer Flagge bei einem Friedensmarsch in Cali, Kolumbien, am 9.4.15 / ( dpa )

1920er Jahre: Zwischen Bauern und Großgrundbesitzern beginnen Auseinandersetzungen um Land.

1940er und 50er Jahre: Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Anhängern der liberalen und der konservativen Partei werden Hunderttausende Menschen getötet. Anhänger der in den 30er Jahren gegründeten Kommunistischen Partei werden gewaltsam unterdrückt.

50er Jahre: Durch die Unterdrückung linker Bewegung bilden sich mehrere Untergrundgruppen.

Frühe 60er Jahre: Die Armee beginnt, in Dörfer einzudringen und mutmaßlich kommunistische Bauern zu verfolgen.

1964: Die Rebellenorganisationen Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") und ELN ("Nationale Befreiungsarmee") werden gegründet. Die Farc bildet sich aus dem Kampf gegen die Landkonzentration, die ELN entsteht aus der Studentenbewegung. Die Regierung versucht die beiden Guerillas mit Hilfe der USA mit Waffengewalt zu besiegen. Die USA unterstützen den Kampf gegen die Rebellen und den Drogenhandel bis heute mit mehreren Milliarden US-Dollar.

1970er Jahre: Weitere linke Untergrundbewegungen wie M-19, MAC und Moir entstehen.

1984: Die Regierung verhandelt erstmals mit Farc und ELN. Die Gespräche scheitern nach der Ermordung des Justizministers.

Mitte der 80er Jahre: Es formieren sich zahlreiche rechtsextreme paramilitärische Gruppen, die ursprünglich zum Schutz der Ländereien von Großgrundbesitzern und der Abwehr vor Rebellenangriffen dienen sollen. Mehr und mehr arbeiten für die Drogenkartelle.

Von 1986 bis 1990: Zahlreiche linke Politiker werden von den Paramilitärs ermordet. Vier Präsidentschaftskandidaten werden bei Attentaten getötet.

Oktober 1989: Die Bewegung M-19 legt ihre Waffen nieder und wird zur politischen Partei. Der damalige Anführer Carlos Pizarro wird Präsidentschaftskandidat und während des Wahlkampfs im April 1990 ermordet.

1996: Zahlreiche paramilitärische Gruppen schließen sich zu den Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC) zusammen. Die Todesschwadronen haben etwa 30.000 Mitglieder.

1998/99: Verhandlungen zwischen der Regierung von Andrés Pastrana und den Farc beginnen, Gespräche auch mit ELN und AUC. Im Süden des Landes wird ein großes Farc-Gebiet demilitarisiert. Nach einem Massaker enden die Gespräche mit den AUC.

Februar 2002: Die Regierung bricht die Verhandlungen mit der Farc nach einer Flugzeugentführung ab. Während der Gespräche töteten beiden Seiten Hunderte Menschen.

23. Februar 2002: Die Farc nimmt Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt gefangen.

Mai 2002: Álvaro Uribe gewinnt die Präsidentschaftswahlen. Er intensiviert den militärischen Kampf gegen die Rebellen und lehnt Verhandlungen ab. 2007 wird er wiedergewählt.

Zwischen 2003 und 2006: Nach langen Verhandlungen geben etwa 32.000 AUC-Paramilitärs ihre Waffen ab. Bis 2014 wird 4.200 von ihnen der Prozess wegen Menschenrechtsverbrechen gemacht. Viele kehren in den bewaffneten Kampf zurück.

Juni 2005: Das "Gesetz für Gerechtigkeit und Frieden" wird verabschiedet. Es gilt als weitgehende Amnestie für Mitglieder der Todesschwadronen.

2007: Erste rechte Politiker werden wegen Beziehungen zu den Paramilitärs festgenommen. In den folgenden Jahren werden Dutzende solcher Fälle bekannt, auch im engsten Umfeld Uribes.

2. Juli 2008: Ingrid Betancourt wird befreit.

September 2008: Der Skandal um die sogenannten "falschen Erfolge" (falsos positivos) fliegt auf. Vor allem zwischen 2004 und 2008 wurden mehr als 3.000 Zivilisten von der Armee ermordet, um die Statistik getöteter Guerilleros aufzubessern. Die Befehle dafür kamen von ranghohen Militärs. Hunderte Armeeangehörige wurden seitdem verurteilt.

20. Juni 2010: Ex-Verteidigungsminister Juan Manuel Santos wird zum Präsidenten gewählt.

Januar 2012: Das Landrückgabegesetz tritt in Kraft. Opfer des Krieges sollen entschädigt werden, Vertriebene ihr Land zurückerhalten.

November 2012: Die Friedensverhandlungen zwischen Regierung und den Farc-Rebellen beginnen offiziell. Der Fahrplan sieht Einzeleinigungen in den Bereichen Landkonflikt und ländliche Entwicklung, politische Teilname der Rebellen, illegaler Drogenhandel, Umgang mit den Opfern und Entwaffnung der Farc und Strafverfolgung vor. Die Rebellen kündigen mehrmals einseitige Waffenruhen an, die teilweise wieder gebrochen werden. Die Regierung will während der Gespräche keine Waffenpause einlegen.

Juni 2014: Die Regierung gibt bekannt, sich seit mehreren Monaten zur Vorbereitung von Friedensgesprächen mit der ELN-Guerilla zu treffen.

15. Juni 2014: Präsident Santos wird wiedergewählt. Die Wahl gilt als Stimmungsbild für oder gegen die Friedensverhandlungen.

November/Dezember 2014: Die Friedensgespräche werden ausgesetzt wegen der Entführung eines ranghohen Militärs durch die Farc. Im weiteren Verlauf stocken die Verhandlungen immer wieder nach Kampfhandlungen.

Juni 2015: Farc und Regierung einigen sich auf die Einrichtung einer Wahrheitskommission zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen.

23. September 2015: Farc und Regierung kündigen ein Friedensabkommen binnen sechs Monaten an.

22. November 2015: Als Zeichen des guten Willens begnadigt Präsident Santos erstmals eine Gruppe von 30 Farc-Guerilleros.

19. Januar 2016: Regierung und Farc einigen sich darauf, dass ein zukünftiger Waffenstillstand und die Abgabe der Waffen von einer UN-Mission überwacht werden sollen.


Quelle:
epd