UN-Beauftragter: 2015 war kein gutes Jahr für Religionsfreiheit

Unterdrückte Christenheit

In Sachen Religionsfreiheit war 2015 kein gutes Jahr, findet der UN-Menschenrechtsexperte Heiner Bielefeldt. Besonders schlimm sei die Lage im Nahen Osten. Dort werden Christen und Muslime unterdrückt.

Christenverfolgung in Pakistan (dpa)
Christenverfolgung in Pakistan / ( dpa )

In vielen Ländern der Erde beobachte er "massive Einbrüche", was ein Grund zu großer Sorge sei, sagte der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Religionsfreiheit am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Erlangen. Besonders schlimm sei die Lage im Nahen Osten, insbesondere in Syrien durch den "Islamischen Staat" und in Saudi-Arabien.

Auch in Indien verschärfe sich die Situation unter der neuen hindu-nationalistischen Regierung, so Bielefeldt: "Es kommt teils zu massiven Restriktionen für die Minderheiten von Christen und Muslimen." In Myanmar wachse ebenfalls der Druck auf Minderheiten im Namen einer Nationalideologie, und zwar unter buddhistischem Vorzeichen. Und in Ägypten würden Anhänger des ehemaligen Präsidenten Mursi verfolgt.

Verteidigung des Menschenrechts

Zugleich gebe es aber vielerorts neue Initiativen zur Verteidigung dieses Menschenrechts, sagte der Sonderbeauftragte. So hätten sich 2015 etwa Parlamentarier aus allen Kontinenten zusammengeschlossen, um für die Religionsfreiheit einzutreten. Auch im EU-Parlament gebe es neues Engagement: "Das Bewusstsein für die Gefährdung ist gewachsen".

Nach Einschätzung von Bielefeldt wird Religion wieder stärker als politische Größe wahrgenommen. "Aber bei der Bewertung religiös unterbauter Konflikte sollte man die Religion nicht isoliert betrachten, sondern sie immer in gesellschaftspolitischem Kontext sehen", betonte der Menschenrechtsexperte. Ob sie dabei Konflikte verschärfe oder eher löse, hänge wesentlich davon ab, "wie die Menschen mit ihren Überzeugungen umgehen und sie interpretieren".

Deutliche Kritik übte Bielefeldt an Saudi-Arabien. "Zu den Anschlägen auf Charlie Hebdo wusste man nicht viel mehr zu sagen, als dass die Opfer es ja eigentlich selbst verschuldet hätten." Der neue König habe erste Reformansätze wieder zurückgenommen beklagte der Experte. Nun gelte in dem Land sogar Atheismus als Terrorismus.


Quelle:
KNA