Gewalt im Heiligen Land dauert an

Kirchenvertreter in Sorge

Kirchenvertreter in Israel sind besorgt über die Eskalation der Gewalt. Am Freitagmorgen wurde eine der heiligsten jüdischen Stätten durch Paläastinenser in Brand gesetzt. Kritisiert wird zudem das harte Vorgehen israelischer Sicherheitskräfte.

Palästinensische Jugendliche in Nablus / © Badarneh (dpa)
Palästinensische Jugendliche in Nablus / © Badarneh ( dpa )

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte in Berlin, Israel habe "jedes Recht, seine Bevölkerung vor Angriffen zu schützen". Steinmeier nannte es "furchtbar", dass die Menschen in ständiger Angst leben müssten, auf der Straße Opfer wahlloser Gewalt zu werden. Zugleich mahnte er zu "Augenmaß" beim weiteren Vorgehen. "Beide Seiten müssen nun alles vermeiden, was die Spannungen noch weiter anheizt", sagte der Außenminister.

Die Caritas Jerusalem kritisierte dagegen die Gewalt durch israelische Sicherheitskräfte und Abriegelungen in Ostjerusalem. "Gewalt gebiert Gewalt", warnte die Hilfsorganisation in einer Stellungnahme. Der Jerusalemer Caritas-Direktor Raed Abushalia warf Israel vor, mit seinen Sicherheitsmaßnahmen wie Straßensperren und dem verweigerten Zugang zu Moscheen Spannungen und Hass zu schüren.

Zusammenbruch des Pilgergeschäfts

Einreiseverbote für Palästinenser nach Jerusalem führten zu noch mehr Arbeitslosigkeit und bedrohten die Einkommensgrundlagen "für Zehntausende von Familien". Der Zusammenbruch des Pilgergeschäfts etwa in Bethlehem nannte er "hochgefährlich".

Weiter kritisierte die Caritas den Einsatz von scharfer Munition, Tränengas und Gummigeschossen auch gegen medizinische Rettungskräfte. An israelischen Kontrollpunkten seien Transporte mit Schwerverletzten aufgehalten worden. Unter den mehr als 1.000 Personen, die seit Beginn der Ausschreitungen festgenommen worden seien, befänden sich auch Kinder.

Laut der katholischen Organisation kamen in den vergangenen drei Wochen sieben Israelis durch die Gewalt in Jerusalem und im Westjordanland ums Leben, 92 wurden verletzt; auf palästinensischer Seite gebe es 32 Tote und 1.300 Verletzte.

Hetze in der Bevölkerung auf beiden Seiten

Besorgt äußerte sich Caritas-Direktor Abushalia über wachsende Angst und Hetze in der Bevölkerung auf beiden Seiten. Unschuldige liefen Gefahr, getötet zu werden, nur weil jemand sie aufgrund ihres Aussehens als Bedrohung einschätze. Araber innerhalb der israelischen Gesellschaft seien zusehends einer "Rassendiskriminierung" ausgesetzt.

Unterdessen ging die Gewalt weiter. In Kirjat Arba bei Hebron wurde Freitagvormittag laut israelischen Medien ein israelischer Soldat mit einem Messer attackiert, der Angreifer erschossen. In Gaza gab es Schüsse auf ein israelisches Armeefahrzeug.

Heilige Stätte gestürmt

Am Freitagmorgen hatten palästinensische Jugendliche israelischen Medien zufolge das Josefsgrab in Nablus angezündet. Rund 100 Angreifer stürmten demnach die für Juden heilige Stätte und setzten das Gebäude mit Molotow-Cocktails in Brand. Palästinensische Sicherheitskräfte vertrieben die Menge und löschten das Feuer; es entstand schwerer Sachschaden.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte laut dem israelischen Fernsehen den Anschlag. Die israelische Polizei verbot für Freitag, den islamischen Wochenfeiertag, muslimischen Männern unter 40 Jahren den Zugang zur Al-Aksa-Moschee in Ostjerusalem.


Quelle:
KNA