Rotes Kreuz fordert Hilfe für Menschen im Jemen

"Die Welt muss etwas gegen das Leid tun"

Wegen des Bürgerkriegs im Jemen ruft Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. "Die Welt muss sich endlich bewusst machen, was dort geschieht."

Rotes Kreuz-Präsident Peter Maurer besucht den Jemen (dpa)
Rotes Kreuz-Präsident Peter Maurer besucht den Jemen / ( dpa )

Das sagte Maurer in Genf. Die humanitäre Lage sei schlicht "katastrophal". Es gebe im Jemen keine einzige Familie, die nicht unter dem Konflikt leide. Das "immense Elend" nehme von Tag zu Tag zu. Nach Angaben des Roten Kreuzes sind seit März fast 4.000 Menschen getötet und mehr als 19.000 verletzt worden. 1,3 Millionen hätten ihre Heimat verlassen müssen.

Dramatische medizinische Versorgungslage

"Die schweren Kämpfe und die Importbeschränkungen haben dramatische Auswirkungen auf die medizinische Versorgung", so der IKRK-Präsident. Krankenhäuser seien angegriffen worden, Medikamente fehlten, und wegen des Treibstoffmangels funktionierten viele wichtige Geräte nicht. Impfkampagnen fänden wegen der angespannten Sicherheitslage überhaupt nicht mehr statt.

Politische Lösung gefordert

"Wir haben es mit einer fatalen Abwärtsspirale zu tun, die Tausende Menschenleben gefährdet", so Maurer. "Das darf so nicht weitergehen." Es müsse etwas geschehen, damit Wasser, Essen und Medikamente ungehindert ins Land gebracht werden könnten. Der IKRK-Präsident: "Wir brauchen dringend eine politische Lösung."

UN weist auf Lebensmittelknappheit hin

Außerdem rutscht der Jemen nach Angaben der Vereinten Nationen immer tiefer in eine Nahrungsmittelkrise. Inzwischen seien 12,9 Millionen Menschen ohne zureichende Versorgung, erklärte die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung, Hilal Elver. Wenn der Konflikt andauere, litten in den kommenden Wochen 1,2 Millionen Kinder akute Mangelernährung.

Sechs Millionen Menschen im Jemen stünden derzeit vor ernsten Versorgungsproblemen, so Elver. Derzeit 850.000 Kinder seien mangelernährt; deren Zahl steige jedoch mit dem Fortgang der Auseinandersetzungen zwischen schiitischen Huthi-Rebellen und Unterstützern des entmachteten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi.

Hunger als Waffe

Elver warnte die Konfliktparteien davor, Hunger als Waffe einzusetzen. Sie verwies auf Blockaden in Bezirken wie Aden oder Taiz, die Lebensmittellieferungen verhinderten. Berichten zufolge seien auch Märkte und Lebensmitteltransporte gezielt aus der Luft angegriffen worden. Aushungerung der Zivilbevölkerung könne ein Kriegsverbrechen und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, so Elver.

Der Jemen sei zu 80 Prozent auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, so die UN-Sonderberichterstatterin. Die konfliktbedingten Handelseinschränkungen hätten zusammen mit einem 47-prozentigen Preisanstieg bei Dieselkraftstoff zu einer starken Verteuerung von Lebensmitteln und einer "verheerenden Wirkung auf Nahrungsmittelsicherheit" geführt.

Humanitärer Waffenstillstand dringend nötig

Elver verlangte eine humanitäre Pause der Feindseligkeiten, damit Hilfen und Nahrungsmittel an die Zivilbevölkerung gelangen könnten. Sie erinnerte an einen vereinbarten einwöchigen Waffenstillstand vom 10. Juli bis zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan, der die Versorgung notleidender Bevölkerungsteile mit dringend benötigter Nahrung und Medikamenten sicherstellen sollte; bereits diese Feuerpause sei nicht eingehalten worden.


Quelle:
KNA