Pater Stephan über die Lage im Südsudan

Wenn Kinder Bomber malen

Im Südsudan ist der Alltag von täglichen Bombenangriffen geprägt, berichtet Pater Stephan von der "Initiative Südsudan". Er war zuletzt im März vor Ort. Nun hat sich die Lage weiter zugespitzt.

Pater Stephan / © Initiative Sudan/Südsudan
Pater Stephan / © Initiative Sudan/Südsudan

domradio.de: Rund 14.000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen in den vergangenen zwei Wochen vor dem Bürgerkrieg ins Nachbarland Sudan geflohen. Bombenanschläge auf der einen Seite und ein geregelter Schulalltag auf der anderen Seite – wie haben Sie die Situation erlebt?

Pater Stephan Reimund Senge (Gründer der "Initiative Südsudan", die im Land caritative Projekte unterstützt): Ja, es ist so, die Schulen von der Klasse eins bis sieben laufen eigentlich normal. Neben den Schulen sind überall Gräben und Löcher, wo die Kinder und die Lehrer reinspringen, wenn die Antonov-Bomber kommen. Sie kommen fast jeden Tag, fliegen über das Land und werfen zielgerichtet Splitterbomben auf die Bevölkerung, um sie zu vertreiben. Das ist ganz furchtbar für die Kinder. Ich habe ganz viele Briefe von ihnen, überall sind Flugzeuge gemalt, die Bomben werfen, aber die Menschen sind ungemein solidarisch und auch sehr froh. Ich bin sehr dankbar, wenn ich dort - wenn auch unter Schwierigkeiten- jedes Jahr hinkommen kann. Wir helfen, die Lehrer zu bezahlen, damit der Schulbetrieb läuft, wir versuchen auch Transporte zu vermitteln. Es muss ja alles mit Fahrzeugen dort hingebracht werden, man kann ja nichts hinfliegen. Hospitale sind zu versorgen, Gemeinden und einiges mehr. Aber es ist schon eine wichtige Sache, so traurig die ganze Geschichte ist.

domradio.de: Gibt es in ihren Augen eine Lösung für die Menschen?

Pater Stephan: Die Lösung hängt von dem Regime von Baschir (Sudans Präsident Omar al-Baschir, Anm. d. Red.) ab. Das ist der Präsident, der leider nicht verhaftet worden ist. Das ist ein riesiger Skandal! Er war für Massaker und Vergewaltigungen in Darfur zuständig. Er war jetzt in Südafrika und man hat ihn nicht verhaftet, obwohl ein Gericht das beschlossen hat. Es sieht nicht so aus, dass es dort eine Änderung gibt. Es ist sogar zu befürchten, dass noch weitere Bodentruppen eingesetzt werden vom Staat Sudan, das ist der Norden, der arabische Teil und dass auch die Flugzeuge weiterfliegen und bombardieren. Es geht auch um Erdöl und um ein sehr fruchtbares Land.

Das Interview führte Susanne Becker-Huberti


Schutzzone in Südsudan (KNA)
Schutzzone in Südsudan / ( KNA )
Quelle:
DR