Französischer Innenminister fordert mehr Schutz für Kirchenräume

Abstrakte Gefährdung

Nach den vereitelten Anschlägen auf zwei Kirchen nahe Paris hat sich Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve für einen verstärkten Schutz christlicher Gebäude ausgesprochen.

Auf die Kirche von Saint-Cyr und Sainte-Julitte sollte ein Anschlag verübt werden (dpa)
Auf die Kirche von Saint-Cyr und Sainte-Julitte sollte ein Anschlag verübt werden / ( dpa )

Mit Blick auf mögliche Anschläge forderte er laut Medienberichten vom Wochenende mehr Wachsamkeit in der Umgebung von Kirchen. Systematischer Polizeischutz sei in einem Land mit rund 45.000 katholischen Kirchen nur schwer möglich, hieß es.

In Deutschland kein Polizeischutz für Kirchen

Auch in Deutschland ist einem Medienbericht zufolge kein Polizeischutz für Kirchen angeordnet. Man stehe aber "in engem Kontakt mit den französischen Behörden", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus nicht näher genannten Kreisen des Bundesinnenministeriums. Man könne nicht vor jede der Kirchen hierzulande "zwei Polizisten stellen", so eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums in dem Blatt. Der Berliner Senat hat dem Bericht zufolge die Polizei angewiesen, "aufgrund der anhaltend hohen abstrakten Gefährdung auf außergewöhnliche Umstände im Umfeld von Kirchen" schnell zu reagieren.

Veränderte Bedrohungslage in Frankreich

Nach Einschätzung des französischen Ministerpräsidenten Manuel Valls hat sich die Bedrohungslage in Frankreich mit den vereitelten Anschlägen verändert. Erstmals gehe es darum, Christen und vor allem Katholiken zu treffen, sagte Valls dem Radiosender "France Inter" vergangene Woche bei einem Besuch der katholischen Gemeinde Saint-Cyr in einem Vorort von Paris. Die dortige Kirche sowie das Gotteshaus in einer benachbarten Gemeinde hätten nach Erkenntnissen der Ermittler zum Ziel der geplanten Anschläge werden sollen.

Frankreich habe ein "großes christliches Erbe", so Valls. Dieses müsse geschützt werden. "Eine Kirche anzugreifen, bedeutet sich an gegen ein Symbol Frankreichs zu richten". Während die Anschläge auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar sich gegen die Pressefreiheit und das Judentum gerichtet hätten, seien nun die Christen in den Blick der Terroristen geraten. Laut Valls haben die Sicherheitsbehörden in Frankreich seit Januar fünf weitere Anschläge verhindert. Anders als jüdische Einrichtungen und Synagogen stehen christliche Kirchen den Angaben zufolge bislang nicht unter besonderer Bewachung.

Französische Bischofskonferenz: "Nicht einschüchtern lassen".

Die katholische Kirche in Frankreich erklärte, sich durch das verhinderte Attentat nicht einschüchtern lassen zu wollen. "Die Katholiken haben keine Angst", hieß es in einer Erklärung der Französischen Bischofskonferenz. Da die Festnahme ein "Klima der Angst" geschaffen habe, sei es nun besonders wichtig, den interreligiösen Dialog zu stärken und keine Haltung des Misstrauens zu entwickeln.

Die französische Polizei hatte vergangenen Sonntag einen 24-jährigen Verdächtigen festgenommen, bei dem laut Cazeneuve mehrere Waffen, Munition und Schutzkleidung gefunden wurden.

 


Quelle:
KNA