Kirchen-Kritik an der Fußball-WM 2022 in Katar

Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt?

Die Fußball-WM 2022 in Katar soll im Advent stattfinden: Kirchenvertreter kritisieren sowohl eine Störung der Vorbereitungszeit auf Weihnachten, als auch die Rahmenbedingungen der WM in einem Land, in dem Menschenrechte keine Rolle spielen.

Das Khalifa International Stadion in Doha (dpa)
Das Khalifa International Stadion in Doha / ( dpa )

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki sieht eine mögliche Austragung der Fußball-WM im Advent 2022 skeptisch. Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt sei für ihn "kaum vorstellbar", sagte Woelki dem Kölner "Express". Die Adventszeit werde dadurch noch stressiger.

Mehr als die geänderte Jahreszeit störten ihn aber die Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen gegenüber dem Gastgeberland Katar. Laut Medienberichten sei "jeden Tag ein Toter auf den Baustellen für die WM zu beklagen", so Woelki. Daher bezweifle er, dass die Zuständigen "ihrer politischen Verantwortung bei der Vergabe der WM gerecht werden."

Menschenrechtssituation im Vordergrund

Berichte über die menschenunwürdigen Bedingungen für die zumeist ausländischen Bauarbeiter gibt es seit Jahren. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) rechnete bereits 2011 aus, dass bis zum WM-Beginn rund 4000 Menschen bei Bauarbeiten sterben könnten. Er forderte die FIFA auf, stärker auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten. Katars Regierung versprach eine Verbesserung der Zustände, Organisationen wie Human Rights sehen die Situation weiter kritisch.

Auch Erzbischof Ludwig Schick, der Beauftragte für die Weltkirche der deutschen Bischofskonferenz, sieht das als großes Problem: "Wir hören, dass dort die Arbeiter nicht in rechter Weise untergebracht sind, die Arbeitsbedingungen nicht stimmen und die Arbeit nicht recht entlohnt wird. Als Kirche fordern wir, dass die Arbeiterinnnen und Arbeiter dort in rechter Weise behandelt und entlohnt werden." Man dürfe über das sportliche Ereignis die Menschen nicht vergessen: "Sie müssen dort nicht ausgeblendet, sondern regelrecht eingeblendet werden."

Kein Endspiel am Heiligen Abend

FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke hatte angekündigt, dass das Turnier voraussichtlich im November und Dezember 2022 stattfinden soll. Das Finale könnte den vorläufigen Planungen zufolge am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, stattfinden. Die endgültige Entscheidung will das FIFA-Exekutivkomitee den Angaben zufolge bei seiner Sitzung am 19. und 20. März fällen.

Am Dienstag hatte der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Jörg Michael Peters, erklärt, es gebe gute Gründe, das Turnier im Wüstenemirat nicht in der Sommerzeit auszutragen. "Wir gehen davon aus, dass das Endspiel nicht am Heiligabend oder ersten Feiertag stattfindet", fügte der Trierer Weihbischof in Hildesheim hinzu.


Quelle:
dpa , DR , KNA