Chinas Katholiken ringen um Bischofsnachfolge

Bewährungsprobe für Papst und Kommunistische Partei

Die Katholiken in China sind gespalten zwischen Peking und Rom. Mit dem Tod des Bischofs von Shanghai könnte der alte Konflikt wieder aufflammen - eine erste Bewährungsprobe für den neuen Papst und die neue Führung in China.

Bischof Aloysius Jin  (dpa)
Bischof Aloysius Jin / ( dpa )

Nur wenige Kilometer von der Verbotenen Stadt in Peking entfernt ragt die Nantang-Kirche stolz in den trüben Himmel empor. Ein Symbol der katholischen Kirche in China. Zumindest ein Symbol der Staatskirche, die den Papst in Rom offiziell nicht anerkennt. Einige Straßenzüge entfernt treffen sich in einem unscheinbaren Hochhaus wöchentlich Gläubige, die trotzdem loyal zum Papst stehen und nichts mit der Staatskirche zu tun haben wollen.

Der Tod des Bischofs Aloysius Jin von Shanghai am Samstag unterstreicht die jahrzehntelange Spaltung der Katholiken in China. Jin stand mit seinem Leben für den Konflikt. Wegen seines Glaubens verbrachte er fast 30 Jahre in Gefangenschaft. Denn der chinesische Staat erkennt nur Gläubige an, die sich der Herrschaft der Partei unterwerfen. Gläubige müssen der "Patriotischen Vereinigung" beitreten. Pragmatiker lehnen sich an die Kommunistische Partei an, andere wollen kein Stück am Papst als Oberster Instanz rütteln und gehen in den Untergrund.

Jin stand auf beiden Seiten dieses Risses, der die katholische Kirche in China zeichnet. Denn nach seinen Jahren in Haft trat er der "Katholischen Patriotischen Vereinigung" bei und wurde später sogar Bischof von Shanghai. Ein Schritt, den ihm bis heute manche Katholiken übel nehmen. In seinen Memoiren schrieb Jin dazu: "Rom hat mich als "Verräter" behandelt und mich nicht akzeptiert, weil sie dachten, dass ich mich der Partei ergeben hätte." Später wurde Jin dann aber doch offiziell von Rom anerkannt.

Weihbischof unter Hausarrest

Der katholische Seelsorger in China, Pfarrer Michael Bauer, sagt dazu: "Jin war niemals eine Marionette der Partei." Ganz im Gegenteil habe er es geschafft, auf der einen Seite nicht die offiziellen Stellen in China unnötig zu provozieren, aber gleichzeitig seinem Glauben treu zu bleiben.

Mit Jins Tod ist jedoch seine Nachfolge vollkommen offen. Eigentlich sollte sein Weihbischof das Amt übernehmen. Aber der Weihbischof von Shanghai, Thaddeus Ma Daqin, steht unter Hausarrest, seit er sich vergangenes Jahr von der "Patriotischen Vereinigung" losgesagt hatte.

Die Nachfolge könnte damit zu einer ersten Bewährungsprobe für den neuen Papst Franziskus und die neue Führung in Peking um Staats- und Parteichef Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang werden. 1951 hatten die Kommunisten in China die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Schon Papst Benedikt XVI. hatte versucht, auf die chinesische Führung zuzugehen. Aber die erste Annäherung zwischen Rom und Peking war unter anderem an Konflikten über die Ernennung von Bischöfen gescheitert.

Noch ist alles offen, auch wenn die chinesische Führung eher verhalten auf den Argentinier reagiert hatte, als er im März das Amt übernommen hatte. "Der Vatikan muss aufhören, sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen, auch im Namen der Religion", hatte Hua Chunying, Sprecherin des Außenministeriums damals gesagt. Hinter verschlossenen Türen dürften aber auf beiden Seiten bereits über die nächsten Schritte diskutiert werden.


Quelle:
dpa