Kardinal Lehmann würdigt Renovabis zu Jubiläum

"Caritativ und innerkirchlich orientiert"

Vor 20 Jahren hob die katholische Kirche Renovabis aus der Taufe. Im domradio.de-Interview erinnert der damalige DBK-Vorsitzende Kardinal Lehmann an die Gründung. Er blickt zuversichtlich in die Zukunft des Osteuropa-Hilfswerks.

Ordensfrau Sr. Nune: Hilfe in Weißrussland (Ren)
Ordensfrau Sr. Nune: Hilfe in Weißrussland / ( Ren )

domradio.de: Herr Kardinal, wie haben Sie die Gründung von Renovabis 1993 in Erinnerung?

Lehmann: Es war uns nach dem Fall der Mauer 1989 klar, dass wir etwas Ähnliches machen sollten wie beispielsweise die Entwicklungshilfe für Lateinamerika mit Adveniat. Also folgte eine lange Diskussion darüber, ob man denn ein neues Werk gründen sollte. Natürlich gab es da auch Einwände. Aber die Andersartigkeit dieses neuen Werkes war doch evident. Und es gibt auch Gemeinsamkeiten: Das zentrale Motiv war auch bei Renovabis von Anfang an Hilfe zur Selbsthilfe. Natürlich mussten wir unsere Partner in Osteuropa und ihre Vorschläge auf eine andere Art auch ernst nehmen; konnten Projekte nicht so durchsetzen, wie das früher einmal in der Entwicklungshilfe gewesen ist.

domradio.de: Wie haben Sie die erste Zeit nach der Gründung erlebt?

Lehmann: Renovabis wurde schnell und gut von unseren Partnern in Osteuropa aufgenommen. Durch das Maximilian-Kolbe-Werk gab es ja auch schon Erfahrungen im Umgang mit ihnen. Und natürlich gibt es Unterschiede zu den anderen Werken: Es ging weniger um fehlende elementare Lebensbedingungen, sondern die Frage, ob man eigenes Hilfskonzept schaffen kann, dass zwar auch caritativ, sozial, pädagogisch, aber auch innerkirchlich orientiert ist. Und da gab es natürlich auch Differenzen zwischen den Wünschen aus dem Osten und unseren Möglichkeiten.

domradio.de: Seit 20 Jahren gibt es jetzt Renovabis - was verbinden Sie persönlich mit dem Hilfswerk?

Lehmann: Wir verdenken das Gelingen des Werkes vor allem einigen Personen, die in der ersten Phase des Ausbaus Großartiges geleistet haben wie der ehemalige Weihbischof Leo Schwarz, Pater Eugen Hillengass und Kardinal Meisner. Es war ja nicht so leicht, für diese eigene Not, die es hinter dem Eisernen Vorhang gab, zu werben: beispielsweise mit Fotos hungernder Kinder auf Plakaten, die die Not verdeutlichen konnten. Aber im Großen und Ganzen hat sich die Arbeit konsolidiert. Die Pfingstkollekte wurde in den Gemeinden gut angenommen.

domradio.de: Auch Sie waren beim Konklave in Rom, haben den neuen Papst kennen gelernt. Ihr Eindruck: Wie ost-affin ist Franziskus?

Lehmann: Er hat viele freundschaftliche Beziehungen nach allen Seiten. Er ist aber kein Mensch, der von sich aus viel gereist ist. Er hat immer wieder sagt "Meine Braut ist meine Diözese". Deshalb kennen ihn auch nicht so viele Menschen genauer. Aber er versteht sich als Hirte, kennt viele Bischöfe aus dem Osten Europas. Deshalb bin ich auch fest davon überzeugt, dass er aus den Erfahrungen heraus, die er mit Misereor und Adveniat gesammelt hat, die Bedeutung von Renovabis für die Entwicklung Osteuropas erkennt.

domradio.de: Was wünschen Sie Renovabis zum Geburtstag?

Lehmann: Ich wünsche Renovabis, dass es den Schwung und die Begeisterung der ersten 20 Jahre behält und auch bei künftigen Generationen Freunde für diese wichtige Hilfe finden.

Das Gespräch führte Bernd Knopp.