Renovabis befürwortet einen EU-Beitritt Kroatiens

Keine Frage

Ist Kroatien reif für die EU? Deutsche Politiker sind sich in der Beitrittsfrage nicht einig. Für das katholische Hilfswerk Renovabis ist die Antwort eindeutig: "Auf jeden Fall", sagt Herbert Schedler. Im domradio.de-Interview räumt der Länderreferent aber auch Nachbesserungsbedarf ein.

 (DR)

domradio.de: EU-Präsident Martin Schulz befürwortet einen Beitritt, gleichzeitig sagte er, Kroatien habe noch einige Punkte zu verbessern, bis die Beitrittsverhandlungen aufgenommen werden. Welche sind die wichtigsten?

Schedler: Ein wichtiger Punkt ist das Justizsystem, Stichwort Korruption. Ein ganz wichtiges wirtschaftliches Thema ist die Privatisierung, insbesondere die der Werften an der Adria, ein ganz entscheidender Wirtschaftsfaktor in einzelnen Städten. Dann gibt es Probleme in der Landwirtschaft. Kroatien ist ein landwirtschaftlich interessantes, wenn auch kleines Land. Und die Landwirte werden sich anstrengen müssen, europäische Standards zu erreichen.



domradio.de: Ist Kroatien dennoch schon reif für die EU?

Schedler: Auf jeden Fall! Als Renovabis-Länderreferent kenne ich auch andere Länder in der Region wie Bosnien, Albanien und Georgien. Und auch deshalb sage ich: Kroatien ist unbedingt beitrittsreif, auch wenn es in den genannten Punkten Nachbesserungsbedarf.



domradio.de: Josip Kardinal Bozanic von Zagreb ist ein großer Verfechter des Beitritts Kroatiens in die EU. Warum?

Schedler: Für Kardinal Bozanic und die Kirche in Kroatien ist der EU-Beitritt ein zwangsläufiger Schritt, weil sie sich als westlich verstehen. Kroatien war in der Donaumonarchie Bestandteil des ungarischen Reichteils - und damit nie so ganz glücklich. Das hat dazu geführt, dass sich Kroatien mit Serbien zu dem Konstrukt Jugoslawien zusammengefunden hat. Auch keine optimale Lösung. Deshalb ist das, was wir jetzt erleben, eine Wiederbesinnung auf den Westen und seine Werte.



domradio.de: Wie stehen die Menschen in Kroatien zu dem Beitritt Kroatiens in die EU?

Schedler: Verhalten, optimistisch, aber auch kritisch. Man muss das alles ja auch unter dem Eindruck der EU-Finanzkrise sehen. Natürlich gibt es Befürchtungen, dass es alleine der Beitritt zur Europäischen Union nicht richten wird. Dennoch: Innerhalb der EU wird es leichter sein mitzureden als außerhalb.



Das Gespräch führte Christian Schlegel.