Kirchliches Hilfswerk Renovabis beendet Pfingstaktion - Magdeburgs Bischof Gerhard Feige im domradio-Interview

Für die "auf der Schattenseite der Freiheit"

Mit einem festlichen Gottesdienst in der Magdeburger Kathedrale Sankt Sebastian hat die katholische Kirche am Pfingstsonntag ihre diesjährige Spendenaktion für Osteuropa beendet. Am gleichen Tag wurde bundesweit in allen katholischen Gemeinden für die Arbeit des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis gesammelt. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hatte zuvor im domradio-Interview zur Solidarität mit den Armen im Osten Europas aufgerufen.

 (DR)

An dem Abschlussgottesdienst in Magdeburg nahmen unter anderem Ortsbischof Gerhard Feige, der ukrainische Bischof Volodymyr Vijtyshyn und Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Dietger Demuth teil. Dabei würdigte Feige die Arbeit des Hilfswerks und wies auf die Bedeutung der Spenden für die ärmeren Länder hin.

Die Wende von 1989 habe nicht nur die Befreiung vom Kommunismus gebracht, sagte Feige am Freitag im domradio anlässlich der Pfingstkollekte des katholischen Hilfswerks Renovabis. Politische Instabilität und wirtschaftliche Turbulenzen hätten zu massiven sozialen Problemen geführt. Vor allem arme und kranke Menschen sowie Kinder und gesellschaftliche Randgruppen lebten "auf der Schattenseite der Freiheit". Der Bischof des Bistums Magdeburg leitet den Renovabis-Aktionsausschuss, der über programmatische Richtlinien entscheidet.

An Pfingstsonntag wurden in allen katholischen Gottesdiensten bundesweit Spenden für die Arbeit von Renovabis gesammelt. Im vergangenen Jahr erbrachten die Kollekten des Hilfswerks rund 7,2 Millionen Euro. 2008 unterstützte es in Russland und anderen Ländern Osteuropas humanitäre, soziale und kirchliche Initiativen mit mehr als 32,2 Millionen Euro. Es förderte etwa den Aufbau von Kirchen und Gemeindezentren oder Hilfen für Alleinerziehende.

Die diesjährige Renovabis-Kampagne stand unter dem Motto "Zur Freiheit befreit", einer Formulierung des Apostels Paulus in seinem Brief an die Galater. Damit erinnerte das Hilfswerk an den Fall des Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren. Renovabis-Hauptgeschäftsführer Dietger Demuth unterstrich, es gebe keine wirkliche Freiheit ohne Solidarität.

Der ukrainische Bischof Volodymir Vijtyshyn von Ivano-Frankivsk erklärte, ohne die Hilfe von Renovabis wäre der Wiederaufbau der unter kommunistischer Herrschaft verbotenen griechisch-katholischen Kirche in der ehemaligen Sowjetrepublik nicht möglich. Ihre Lage sei weiter schwierig, da sie weder vom Staat noch von den Gläubigen wegen deren finanzieller Probleme ausreichend Mittel erhalte.

Die Diözesan-Caritasdirektorin im russischen Novosibirsk, Schwester Elisabeth Jakubowitz, hob ebenfalls die Unterstützung durch Renovabis sowie die Partnerschaftsaktion Ost des Bistums Magdeburg hervor. Beide Werke förderten in Sibirien unter anderem Tagesstätten für vernachlässigte Kinder und Jugendliche sowie Heime für obdachlose Mütter.

15.600 Projekte in 29 Ländern
Insgesamt förderte Renovabis mehr als 15.600 Projekte in 29 Ländern. Fast 450 Millionen Euro standen dafür bereit. Das Spektrum reicht von Hilfen beim Aufbau kirchlicher Strukturen, etwa beim Bau von Gemeindezentren oder Kirchen, über karitative Initiativen bis zu Sozialprojekten für Kinder, alte, kranke oder behinderte Menschen.

Jedes Jahr an Pfingsten ruft Renovabis in allen katholischen Pfarrgemeinden zu Spenden auf. Der diesjährige Aufruf am Pfingstsonntag steht unter dem Leitwort "Zur Freiheit befreit".  Damit soll an den 20. Jahrestag der demokratischen Wende in den Staaten Mittel- und Osteuropas erinnert werden.

Das Hilfswerk will einerseits auf die Fortschritte und die gewonnene Freiheit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verweisen und anderseits an die sozialen Verlierer und Menschen am Rande erinnern.