Messdiener radelt nach Krakau

Den Weltjugendtag erfahren

Es sind 1.400 Kilometer von Kamp-Lintfort zum Weltjugendtag nach Krakau, der am 26. Juli beginnt. Ein Messdiener legt diese Strecke auf dem Fahrrad zurück. Dabei ist Polen aber nur ein Zwischenziel - weiter soll es danach durch den asiatischen Kontinent gehen.

Auf dem Fahrrad zum Weltjugendtag / © radelman.de (privat)
Auf dem Fahrrad zum Weltjugendtag / © radelman.de ( privat )

domradio.de: Das ist ein großes Projekt, 1.400 Kilometer radeln, über Berg und Tal, wie geht es Ihnen, sind Sie noch fit? 

Tobias Bausch (Messdiener aus Kamp-Lintfort): Mir geht es gut. Ich bin erst einmal in Görlitz angekommen, habe genau 1.080 Kilometer auf dem Tacho. Das Schlimmste ist geschafft, ich bin über das Mittelgebirge gekommen, jetzt kommen noch die Ausläufer der Polnischen Lausitz. Und dann geht es Richtung Krakau. Das sind noch rund 500 Kilometer.

domradio.de: Sie fahren diese Strecke und machen das als Pilgerreise. Hilft das Radfahren beim "In sich gehen"?

Bausch: Die meisten fahren ja mit dem Bus oder fliegen. Ich habe mir dieses Jahr gedacht, Polen ist nicht so extrem weit, es passt zeitlich ganz gut, außerdem fahre ich ganz gerne Fahrrad. Deswegen habe ich mir gedacht, ich pilgere auf meine Weise mit dem Fahrrad. Da ist man ja den ganzen Tag auf sich alleine gestellt und fährt durch die Natur. In Deutschland gibt es viele schöne Radwege, da hat man viel Zeit, zu sich zu kommen und mal nachzudenken.

domradio.de: Tagsüber zu radeln ist das eine - nachts muss man aber ja auch schlafen. Auf "ausgetretenen Pilgerpfaden" nach Santiago gibt es Pilgerherbergen zu Genüge - wie ist das mit Ihnen, wo schlafen Sie?

Bausch: Pilgerherbergen gibt es es in der Tat keine, weil ich eine individuelle Strecke fahre, die sich von Tag zu Tag ändern kann. Ich habe ein Zelt dabei, das habe ich häufiger benutzt, versuche aber durchaus auch ab und zu bei katholischen Gemeinden unterzukommen. Denen erzähle ich, dass ich auf Pilgertour bin und nach Krakau fahre. Das hat bislang leider nur einmal geklappt, in Bad Hersfeld. Denen bin ich auch sehr dankbar, da durfte ich im Gemeindehaus übernachten, die waren sehr freundlich. Und jetzt, je östlicher ich gekommen bin, wird es immer schwieriger, weil die katholischen Gemeinden sehr klein sind und die zuständigen Personen jeweils abseits von meiner Route waren. Und deswegen versuche ich über Couchsurfing (internetbasiertes Privatgastgeber-Netzwerk) oder im Zelt die Nacht zu verbringen.

domradio.de: Kommen Sie mit Leuten ins Gespräch? Werden Sie gefragt, was Sie da machen?

Bausch: Durchaus. Vor allem in den größeren Städten werde ich angesprochen von Leuten, die fragen, wo ich denn hinmöchte. weil ich ja so viel Gepäck dabei habe. Ich habe sieben Taschen am Fahrrad. Das sieht schon sehr abenteuerlich aus. Wenn man mal in Fahrt ist, ist es recht leicht, man stellt sich das so schwer vor. Aber so schlimm ist es gar nicht, außer wenn es bergauf geht. Wenn ich einen Couchsurfing-Gastgeber habe wie heute, tauscht man sich auch mal aus. Manche Leute sind ja auch sehr begeisterte Radfahrer oder träumen von einer langen Radtour. Das tut dann sehr gut, wenn man abends einen Gesprächspartner hat.

domradio.de: Am 25. Juli wollen Sie in Krakau ankommen und dann ganz normal am Weltjugendtag teilnehmen. Danach wollen Sie direkt weiterfahren, Sie haben noch ein ganz anderes Projekt vor, nämlich eine Weltreise mit dem Rad - Türkei, Zentralasien, China, Singapur. Warum haben Sie sich das noch vorgenommen?

Bausch: Die Pilgertour ist meine persönliche Vorbereitungstour. Ich habe noch ein bisschen Zeit, zu überlegen. Momentan bin ich auf dem Stand, dass ich auf jeden Fall weiterfahre. Ich werde gucken, dass ich zunächst nach Athen fahre. Mein aktueller Gastgeber ist vor zwei Jahren nach Istanbul gefahren, der hat mir superviel erzählt. Daraus schöpft man neuen Mut, dass das wirklich möglich ist. Was ich vor allem immer im Hinterkopf habe: In Krakau werde ich so viele Menschen aus so vielen Ländern kennenlernen, die aus ihrer Gemeinde dahinfahren. Vielleicht treffe ich ja den einen oder anderen, den ich unterwegs mal besuchen könnte.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR