Kölns Oberbürgermeister a.D. Schramma erinnert sich an den Weltjugendtag

"Dankbar für bewegende Tage"

Fritz Schramma war als Oberbürgermeister von Köln ganz nah dran am Weltjugendtag vor 10 Jahren. Im Interview erinnert er sich an die aufwändige Tage, die Begegnung mit Benedikt XVI. und eine "wahnsinnige Stimmung" auf dem Glaubensfest.

Oberbürgermeister a.D. Fritz Schramma (DR)
Oberbürgermeister a.D. Fritz Schramma / ( DR )

domradio.de: Hatte es schon einmal so viele Besucher in Köln gegeben?

Schramma: In der Größenordnung und Internationalität nicht. Was hier los war, unvergesslich. Vergleichbar nur mit der Weltmeisterschaft im Jahr darauf, auch was die Nachhaltigkeit betrifft. Der Weltjugendtag war eines der Highlights meiner Amtszeit. Jede Stadt, die so etwas ablehnen würde, wäre bekloppt. Wir haben so viele junge Menschen aus all diesen Ländern hier zu Gast gehabt, sie haben diese Stadt fröhlich und friedlich erlebt. Ich bin ganz sicher, viele von denen sind auch wieder gekommen. Ein hoher Erinnerungswert. Die Stadtgesellschaft war ein guter Gastgeber und hat eine wunderbare Willkommenskultur bewiesen. Die Pilger haben es uns aber auch sehr leicht gemacht.

domradio.de: Die Stadt Köln war sicher auch gefordert.

Schramma: Natürlich, da mussten schon einige Millionen Euro für bereitgestellt werden, dafür habe ich im Rat geworben. Die große Mehrheit war dann dafür, diesen Weltjugendtag auszurichten. Die Anfrage kam damals ja noch von Papst Johannes Paul II.

domradio.de: Welche organisatorischen Herausforderungen gab es?

Schramma: Die Ämter der Stadt Köln haben die ordnungsrechtlichen Fragen übernommen, dass hat alles wunderbar geklappt. Ordnungsamt und Polizei waren natürlich gefordert.

Mit den Kölner Verkehrsbetrieben mussten wir im Vorfeld einen Sondereinsatzplan auf die Beine stellen. Der ganze logistische Aufwand, auch die Unterbringung bis hin zu der Frage, wo man denn einen Schlussgottesdienst mit einer Million Menschen veranstalten kann, war schon enorm. Wir sind dann ja sogar im Rhein-Erft-Kreis gelandet auf dem Marienfeld. Es gab eine große Hilfsbereitschaft, viele Freiwillige haben mitgearbeitet und viele private Haushalte haben Unterkünfte bereitgestellt. Es war insgesamt für Köln und den Umkreis eine wahnsinnige Sache, die viel Spaß gemacht hat.  

domradio.de: War das Marienfeld der ideale Ort?

Schramma: Ich hatte mir einen Ort in Köln vorgestellt, wir hatten eine Planung für Poll. Aber die Erhabenheit des Hügels sprach dann für sich und wurde von allen sehr gut akzeptiert. Zum Pilgern gehört ja auch der Weg. Daran erinnern ja auch nachhaltig die Stelen am Rand des Pilgerweges. Die Gedenktafel am Rheinufer gibt es auch noch.

domradio.de: Was ist noch geblieben?

Schramma: Ich habe augrund der Erfahrungen mit dem Weltjugendtag in Köln den Rat der Religionen begründet, weil es ja auch um die interreligiösen Begegnungen ging. Denken sie nur an den Besuch des Papstes in der Synagoge und die Gespräche mit den Muslimen.

domradio.de: Wie haben Sie den Papst in Erinnerung?

Schramma: Fulminant. Als der Papst das Schiff verließ, tat sich der Himmel auf im wahrsten Sinne des Wortes. Aus den regenverhangenen Wolken wurde ein blauer Himmel. Und diese wahnsinnige Stimmung unter den Jugendlichen, all die Fahnen und Benedetto-Rufe. Die Anreise per Schiff hatte ja symbolischen Wert, er kam vom Wasser aufs Land und dann in die Kirche hinauf.

Ich habe Benedikt XVI. als sehr offenen, warmherzlichen Menschen kennengelernt, ich hatte das Gefühl, als seien wir alte Bekannte. Er war auch in guter Stimmung, es war ja seine erste Reise als Papst und dann in die Heimat zu solch´ einem Anlass. Kardinal Meisner nannte es ein Geschenk. Und der Papst wurde hier gefeiert.

Für mich war es fast so, als ob der Heilige Geist dagewesen wäre. Es war sehr emotional und begeisternd. Er durfte sich in das goldene Buch eintragen, und dieses Foto habe ich täglich vor Augen als Erinnerung. Es waren wunderschöne Momente. So was werden wir als Stadt viele Jahrzehnte lang nicht mehr erleben. Köln muss dankbar sein für diese bewegenden Tage.

Das Interview führte Matthias Friebe.

 


Quelle:
DR