Adveniat zur Sicherheitslage in Rio de Janeiro

"Es ist eine große Herausforderung"

Das Erzbistum Köln wird auf dem WJT in Rio de Janeiro nicht mit einer Gruppe vertreten sein. Es begründet die Absage auch mit der Sicherheitslage vor Ort. Eine Einschätzung von Clemens Pfaffhausen, Brasilien-Referent bei Adveniat.

Eine Favela in Rio de Janeiro  (dpa)
Eine Favela in Rio de Janeiro / ( dpa )

domradio.de:Vergangene Woche wurde in Rio de Janeiro ein deutscher Tourist angeschossen. Wie erleben Sie die Stadt - muss man als Besucher Angst um Leib und Leben haben?

Pfaffhausen: Es gibt das Sprichwort: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Ich denke, der Tourist hat sich sehr unvorsichtig verhalten. Adveniat unterhält viele Projekte in Favelas, auch in Rio de Janeiro. Zuletzt war ich dort mit einer Gruppe Journalisten im April. Man muss sich dort sicherlich vorsichtig bewegen. Aber insgesamt ist die Sicherheitslage - besonders in Rio de Janeiro - in den letzten Jahren dank verschiedener Maßnahmen sehr viel besser geworden. So dass wir uns in der Regel mit ortskundigem Personal auch in abseitigen Gegenden sehr gut aufhalten können.

domradio.de:Haben Sie selber in Rio de Janeiro schon eine kritische Situation in Sachen Sicherheit erlebt?

Pfaffhausen: Die eine oder andere gefährlich Situation habe ich schon erlebt, allerdings nicht in Rio selber. Gewalt kommt immer wieder vor, aber als Normalreisender muss man sich im Moment keine allzu großen Sorgen machen. Insbesondere in größeren organisierten Gruppen dürfte man sich gut in Rio aufhalten können.

domradio.de:Die Organisatoren sagen: Die Sicherheit haben wir ganz gut im Griff, was uns mehr Sorge bereitet, ist der öffentliche Verkehr. Eine berechtige Sorge?

Pfaffhausen: Es handelt sich um ein Großereignis, zu dem bis zu drei Millionen Pilger erwartet werden. Vielleicht kommen durch den neuen Papst angelockt noch viel mehr Menschen. Das ist eine wahnsinnige logistische Herausforderung. Man spricht von 25.000 Bussen, die in die Stadt hinein und dann auch wieder raus wollen. Aber die Kirche vor Ort ist erfahren, was das Management von Großveranstaltungen angeht. Der Erzbischof von Rio war vorher Erzbischof Belém, dort gibt es eine jährliche Wallfahrt mit 2,5 Millionen Pilgern in der Stadt. Dennoch: Es ist eine große Herausforderung. Und kein Mensch weiß, was passiert, wenn es zu einem größeren Unfall kommt. Aber es wird schon viel getan, zumal es ja auch eine Generalprobe für die kommenden Ereignisse Fußball-WM und Olympiade sein wird.

domradio.de:Ist man im Plan, was die sonstige Vorbereitung angeht?

Pfaffhausen: Das ist man, soweit wir es wissen. Von einer langfristigen Planung, wie wir sie erwarten, ist man zwar weit entfernt. Aber wer Lateinamerika kennt, weiß, dass Vieles erst im letzten Moment organisiert wird.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR