Weihnachten in Europa während der Corona-Krise

Ein Hoffnungsschimmer - ob mit oder ohne Gottesdienste

Wie gewohnt Weihnachten zu feiern, geht in diesem Jahr nicht. Die Corona-Regeln gelten auch am Geburtsfest Christi - aber in vielen europäischen Ländern unterschiedlich. Und so sehen sie aus.

Autor/in:
Christian Michael Hammer
Corona-Weihnacht: Mundschutz-Engel / © Harald Oppitz (KNA)
Corona-Weihnacht: Mundschutz-Engel / © Harald Oppitz ( KNA )

An Heiligabend mit der ganzen Familie zum Krippenspiel; dann das typische Essen in großer Runde und Bescherung mit Oma, Opa, Tante oder Onkel. Doch dieses Jahr macht das Virus einen dicken Strich durch die Planung. Pandemiebedingt fallen Traditionen europaweit aus, nicht aber das Weihnachtsfest selbst, wie Kirchenvertreter und Regierungen nicht müde werden zu betonen. Ein Blick auf unsere Nachbarstaaten zeigt, was dort über die Feiertage erlaubt ist. Führende Politiker raten unisono von Auslandsreisen ab. Rückreisende brauchen zum Beispiel in Bayern einen negativen Corona-Test.

Corona-Weihnachten mit Einschränkungen in Frankreich

Frankreichs Premier Jean Castex erklärte: Die Corona-Situation habe sich klar verbessert, bleibe aber fragil. Für Weihnachten schlägt Castex Feiern von maximal sechs Personen pro Haushalt vor - plus Kinder. Die derzeit geltende Ausgangssperre ist seit Dienstag bis Weihnachten aufgehoben: "Das ist eine wichtige Zeit für die Familie, in der die ersten Erinnerungen die Kleinen prägen", so der Premier. Im Gespräch sind 20 Prozent Auslastung der Kirchen.

Für die Gottesdienste gilt derzeit eine 30-Personen-Obergrenze, die aber massiv in der Kritik steht und in Einzelfällen aufgehoben ist. Seit 15. Dezember gilt landesweit eine Ausgangssperre von 20.00 bis 6.00 Uhr. Nun, zum Jahresende, werden die Beschränkungen durch eine nächtliche Ausgangssperre ersetzt. Über die Ferien könnten sich die Menschen frei im Land bewegen, so die Regierung - an Heiligabend und Silvester darf man auch nachts raus.

Maßnahmen gegen Einsamkeit an Weihnachten in Belgien

Belgien lockert dank rückläufiger Corona-Zahlen einige Maßnahmen. Die Sieben-Tage-Insidenz pendelt derzeit um die 100er-Marke. Bei Familientreffen in der Weihnachtszeit soll es in Belgien strenger zugehen. Am 24./25. Dezember könnten Alleinstehende bis zu zwei Personen einladen, so Premier Alexander De Croo. Die Menschen sollten Weihnachten nicht allein verbringen und einsam sein.

Weihnachten in Polen "im engsten Familienkreis"

Die Polen verbringen Weihnachten "im engsten Familienkreis". Ministerpräsident Mateusz Morawiecki appellierte an die etwa 38 Millionen Bürger, auf Reisen über die Feiertage zu verzichten. Die Reduzierung von Kontakten sei ein wichtiger Faktor für den Verlauf der Krise, so Morawiecki. "Vor uns liegen 100 Tage der Solidarität und Disziplin."

Gastronomie, Fitnessstudios und Kultureinrichtungen bleiben in Polen bis nach Weihnachten geschlossen. Die Bischöfe baten die Regierung, zu Weihnachten mehr Gläubige in die Kirchen zu lassen, als die aktuellen Auflagen vorsehen. Auf Drängen der Bischöfe reichen in einzelnen Kirchen 7 statt 15 Quadratmeter pro Besucher an Heiligabend.

Ruhiges Weihnachten in Tschechien

Sehr viel ruhiger müssen auch die Tschechen Weihnachten 2020 verleben. Seit Samstag gilt ein neuer Lockdown leichterer Art; dabei war das Leben gerade mal zwei Wochen wieder hochgefahren. Immerhin konnte man so Weihnachtseinkäufe erledigen. Geschlossen werden wieder alle Restaurants und Hotels, Galerien und Museen. Das beeinträchtigt auch die traditionellen Weihnachts-Skiausflüge der Tschechen: Sie können in den Skigebieten nicht übernachten.

Auch das religiöse Leben wird eingeschränkt. Die Kirchen dürfen nur zu 20 Prozent besetzt sein; singen ist untersagt. Ein Teil der Pfarreien hat die Weihnachtsmessen abgesagt, bieten Einzelgespräche oder teils auch Internetübertragungen an.

Lockerungen für die Festtage in Österreich

In Österreich bewegt sich der Inzidenzwert derzeit um 200 - Tendenz rückläufig. Bei unseren Nachbarn im Süden sind die Kontaktbeschränkungen für die Festtage gelockert. Tagsüber dürfen sich am 24./25. Dezember insgesamt zehn Personen treffen - unabhängig aus wie vielen Haushalten. Am 26. Dezember gilt die Ausnahme nicht; maximal sechs Erwachsene und sechs Kinder aus zwei Haushalten dürfen sich treffen. Christmetten finden unter strengen Hygieneauflagen statt.

Einen harten Lockdown wie in Deutschland gibt es nicht. Abseits der Festtage sind bis 7. Januar nur Treffen aus zwei Haushalten erlaubt. Bundeskanzler Sebastian Kurz stellt ein "würdevolles Weihnachten mit hohem Ausmaß an Sicherheit" in Aussicht. Zwischen 8. und 10. Januar gibt es einen zweiten landesweiten Massentest.

Kantonal verschiedene Obergrenzen in der Schweiz

In der Schweiz dürfen an Weihnachten maximal zehn Personen zusammenkommen. Während des Fests soll auf das Singen und Blasinstrumente verzichtet werden. Kantonal gelten verschiedene Obergrenzen. Landesweit dürfen maximal 50 Menschen pro Gottesdienst teilnehmen; einzelne Kantone sind strenger, bis zu lediglich 15 Teilnehmern. Zusätzlich gibt es Platzkarten für Gottesdienste.

Notstandsdekret in Italien

Nachdem angesichts gestiegener Infektionszahlen die Regierung in Rom Anfang Dezember wieder vielerlei Kontakt-, Reise-, Öffnungs- und Ausgehverbote verhängt hatte, hoffte man im katholischen Italien zunächst auf ein erleichtertes Weihnachten. Doch dann packte die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte für den 24. Dezember bis 6. Januar ein Notstandsdekret drauf.

Demnach sollen die Italiener Weihnachten daheim feiern: Das traditionelle Festessen mit der gesamten weitläufigen Familie soll es diesmal nicht geben; man möge sich auf den engsten Kreis beschränken. Erlaubt ist maximal ein Besuch täglich von zwei Personen in einem anderen Haushalt - in der eigenen Stadt. Gut möglich, dass etliche das Verbot ignorieren.

Nicht in Frage standen die Gottesdienste: Auch an den harten Lockdown-Tagen gelten sie neben beruflicher Arbeit, Arzt und Apotheke als Grund, das Haus verlassen zu dürfen. In die Kirchen dürfen so viele Teilnehmer, wie die Mindestabstände eingehalten werden können. Allein die Christmetten wurden vorverlegt, wegen der Ausgangssperre ab 22.00 Uhr. Die Bevölkerung ist einerseits zusehends genervt ob der Eingriffe in die persönliche Freiheit; andere sind weiter besorgt und ängstlich. Weihnachten als Hoffnungsschimmer in düsterer Zeit will sich kaum jemand nehmen lassen.

 

Quelle:
KNA
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