Im Heiligen Land wird drei Mal Weihnachten gefeiert

Unterschiedliche Kalender sorgen für große Vielfalt

​Für westliche Christen ist klar: Die Weihnachtstage sind Ende Dezember. Orthodoxe und altorientalische Kirchen feiern die Geburt Christi indes an eigenen Terminen im Januar. Im Heiligen Land wird deshalb drei Mal gefeiert.

Autor/in:
Georg Pulling
Kalender auf einem Tisch (shutterstock)

Wie vielfältig das Christentum ist, wird speziell im Heiligen Land deutlich. Dort kann man aufgrund unterschiedlicher kirchlicher Traditionen und Kalender gleich dreimal Weihnachten feiern: am 24./25. Dezember, am 6./7. sowie am 19. Januar.

Das Weihnachtsfest beginnt, wie man es in jenem Teil der römisch-katholischen Kirche gewohnt ist, der dem lateinischen Ritus folgt - und auch in den reformatorischen Kirchen sowie bei den Anglikanern - am 24. Dezember des Gregorianischen Kalenders. Es ist der Heilige Abend, wie man es im Westen gewohnt ist. Das eigentliche Christfest folgt am 25. Dezember.

Eindrucksvoll verläuft üblicherweise am 24. Dezember die Pilgerfahrt des Lateinischen Patriarchen nach Bethlehem. Er zelebriert nicht in der Geburtsbasilika, sondern in der unmittelbar an die Basilika angrenzenden katholischen Katharinenkirche. Bei dem international bekannten Gottesdienst sitzt stets der palästinensische Präsident in der ersten Reihe. Große TV-Anstalten in Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Australien übernehmen gerne die Direktübertragung - denn sie garantiert den Zuschauern einen stimmungsvollen liturgischen Weihnachtsakzent aus dem Geburtsort Jesu.

Orthodoxe Kirchen feiern am 6. und 7. Januar

Einige orthodoxe Kirchen, die in Jerusalem präsent sind (wie etwa die rumänisch-orthodoxe Kirche), feiern Heiligabend und das Christfest ebenfalls am 24./25. Dezember des Gregorianischen Kalenders. Andere orthodoxe Kirchen - vor allem das Patriarchat von Jerusalem, die "Mutter aller Kirchen", und die russisch-orthodoxe Kirche - halten sich an den Julianischen Kalender: Der 24. und 25. Dezember fallen dort auf den gregorianischen 6./7. Januar. Demnach lässt sich das Weihnachtsfest auch in orthodoxer Version in Jerusalem zweimal erleben.

Höhepunkt des orthodoxen Weihnachtsfestes ist am 6. Januar die Pilgerfahrt des Jerusalemer Patriarchen nach Bethlehem. Festliche Umzüge von Pfadfinder-Musikgruppen leiten seine Ankunft des orthoxen Würdenträgers ein - wie auch schon die des katholischen knapp zwei Wochen davor.

Der Patriarch und seine Begleitung werden in Bethlehem von Persönlichkeiten aller Art begrüßt. Unter dem arabischen und griechischen Gesang von zwei Chören geht es zur bescheidenen Pforte der Geburtsbasilika. Dort wird der Patriarch vom griechischen Generalkonsul und dem Bürgermeister von Bethlehem in Empfang genommen. Er schreitet über den Mittelgang der Basilika - ein Privileg, das nur dem orthodoxen Patriarchen zusteht - zur Ikonostase (Altarwand), um durch die Nikolauskapelle zur Geburtsgrotte hinabzusteigen.

Nach dem Gebet dort folgen die eigentlichen liturgischen Akte: das Weihrauch-Opfer, die Vesper und die Basilius-Liturgie. Entsprechend dem sogenannten Status quo, der interkonfessionellen Einigung aus osmanischer Zeit, ist die orthodoxe Liturgie bereits um 15.30 Uhr beendet. Es folgt ein Festmahl im nahen orthodoxen Kloster. Abends gibt der Patriarch einen Empfang für den palästinensischen Präsidenten.

Weihnachten am 19. Januar

Auch am 6./7. Januar ist Weihnachten in Jerusalem und Umgebung aber noch nicht zu Ende. Denn die unterschiedlichen Kalender führen dazu, dass die armenisch-apostolische Kirche, die koptisch-orthodoxe Kirche und die äthiopisch-orthodoxe Kirche das Weihnachtsfest nach Julianischem Kalender erst am gregorianischen 19. Januar begehen.

Für die Kopten entspricht der gregorianische 19. Januar dem 24. Tobi ihres Kalenders, für die Äthiopier ist es der 24. Terr. Die koptische Kirche benutzt den altägyptischen Kalender; ihre Jahreszählung beginnt mit dem August des Jahres 284 nach Christus - einem Höhepunkt der Christenverfolgung im römischen Ägypten. Der äthiopische Kalender entspricht dem koptischen; nur sind die Monatsbezeichnungen in der äthiopischen Kirchensprache Ge'ez. Die beiden afrikanischen Kirchen - die koptische und die äthiopische - sind seit dem 19. Jahrhundert mit eigenen Bischöfen und Klöstern in Jerusalem vertreten, auch an der Grabeskirche.


Rückblick: Feuerwerk über dem Weihnachtsbaum vor der Geburtskirche in Bethlehem / © Andy Meyers (epd)
Rückblick: Feuerwerk über dem Weihnachtsbaum vor der Geburtskirche in Bethlehem / © Andy Meyers ( epd )
Quelle:
KNA