Weihnachten im Altenheim

"Viele hatten Tränen in den Augen"

An Weihnachten kommen in vielen Familien mehrere Generationen zusammen: Lecker essen, bescheren, gemeinsam Zeit verbringen. Umso trauriger ist die Vorstellung, dass jeder sechste Senior im Alter über 70 Jahren an Weihnachten alleine ist. 

Festlich gedeckte Tafel an Weihnachten  (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie sind denn der Heilige Abend und auch der Nachmittag davor verlaufen, was haben Sie alles gemacht?

Bernd Reifenscheid (Wohnhausleiter/Geschäftsleiter des Düsseldorfer CBT-Wohnhauses Zur Heiligen Familie und Sankt Johannes in Erkrath): Es war ein ganz bewegender Tag im Wohnhaus. Wir haben um 14.30 Uhr einen Wortgottesdienst gestaltet. Das machen wir traditionell mit der Familie. Das hat seinen Ursprung, weil meine Eltern früher an Heiligabend immer alleinstehende alte Menschen bei sich zu Gast eingeladen haben. Das ist eine Tradition, die ich mit meiner Familie weiterführe – jetzt in der Funktion als Geschäftsleitung.

Wir haben das mit der Familie mit entsprechender Musik und mit Texten vorbereitet. Und es war brechend voll. In der Kapelle waren mehr als 40 Bewohner, die teilgenommen haben. Das war sehr bewegend. Viele hatten auch Tränen in den Augen. Es ist für uns ein ganz emotionaler Augenblick, das so zu gestalten mit den Bewohnern.

DOMRADIO.DE: Worauf kommt es denn an, dass es wirklich so ein schöner Abend, ein so schöner Nachmittag wird?

Reifenscheid: Viele haben keine Familie, sie sind alleine, also ist es wichtig, dass wir das möglichst familiär gestalten, ein Stück Geborgenheit und Liebe vermitteln und dass man sich angenommen fühlt, aufgehoben und verstanden. Das ist auch etwas, das die Menschen spüren, dass der Funke überschlägt.

Im Anschluss wird im Haus weitergefeiert. Ich musste mich dann verabschieden und nach Sankt Johannes in Erkrath fahren, und da haben wir dann um 17 Uhr in demselben Rahmen auch einen Wortgottesdienst gefeiert. Und hinterher gab es einen Sektempfang und dann anschließend die Bescherung. Dann sind wir in jedes Zimmer gegangen, zu den Bewohnern, die nicht teilnehmen konnten und haben sie besucht und jedem frohe Weihnachten gewünscht.

DOMRADIO.DE: Das ist ein langer Nachmittag, ein langer Abend natürlich auch für Sie. Dann werden Geschenke verteilt: Welche kommen da besonders gut an?

Reifenscheid: Das ist sehr unterschiedlich gestaltet. In einem Wohnhaus haben wir wirklich individuell für jeden etwas ausgesucht, das zu ihm oder ihr passt. Das haben die Mitarbeiter selber gestaltet. Das war ihnen ein großes Bedürfnis, selber mit den Bewohnern ins Gespräch zu gehen und zu gucken, was sind so deren Wünsche.

Im anderen Wohnahaus haben wir geguckt, was viele gut gebrauchen können, wo jeder eigentlich etwas ähnliches bekommt. Aber es soll auch etwas sein, das Sinn macht für jeden.

DOMRADIO.DE: Wie gehen Sie persönlich damit um?

Reifenscheid: Wenn ich in die leuchtenden Augen schaue und merke, wie das ankommt bei den Menschen - das ist es. Es ist auch so, dass Heiligabend mein Hochzeitstag ist. Vor 26 Jahren habe ich an Heiligabend geheiratet. Und das Thema habe ich mitgenommen in die Wortgottesdienstfeier. Die Bewohner hat das sehr bewegt, viele hatten Tränen in den Augen, als sie die Geschichte gehört haben. Das ist einfach etwas, das mich persönlich sehr erfüllt. Und ich mache das einfach gerne. Ich finde es toll, dass meine Familie das so mitträgt.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn heute, am ersten Weihnachtsfeiertag und morgen am zweiten auch Programm, oder sind Sie dann tatsächlich mal für sich?

Reifenscheid: Am ersten und am zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es ein Festmenü, das gemeinsam mit den Eltern eingenommen wird. Und ich selber kann dann die Zeit mit der Familie verbringen.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR