Klimafreundliche Alternativen rund um den Weihnachtsbaum

Dein Kleid will mich was lehren

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Für viele unvorstellbar. 30 Millionen Weihnachtsbäume landen nach den Festtagen auf dem Müll. Wie kann man das vermeiden und welche Alternativen gibt es für das heimische Wohnzimmer?

Nordmanntannen auf einer Weihnachtsbaumplantage / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Nordmanntannen auf einer Weihnachtsbaumplantage / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was haben Sie zu Hause im Wohnzimmer an Weihnachten stehen?

Birgit Königs (Pressesprecherin des Naturschutzbundes Nordrhein-Westfalen): Ich habe tatsächlich auch einen Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen, allerdings aus einem ökologisch-wirtschaftlichem Betrieb. Das heißt, ich gucke wirklich nach einem Ökosiegel oder nach dem FSC-Siegel. Der wird dann geschmückt.

DOMRADIO.DE: Wie schlecht sind denn Weihnachtsbäume insgesamt für unsere Umwelt?

Königs: Sie nehmen schon mittlerweile eine riesige Fläche ein, 30 Millionen Bäume sind es, das sind eine ganze Menge. Ein Großteil davon, 80 Prozent, werden im Sauerland angebaut. Da kann man sich vorstellen, dass schon mal sehr viel Fläche dafür bewirtschaftet werden muss. Bei den konventionell angebauten kommen eben auch sehr viel Pestizide und Dünger zum Einsatz, die der Umwelt schaden. Insektensterben ist da ein großes Thema. Pestizide und Insekten vertragen sich zum Beispiel überhaupt nicht.

DOMRADIO.DE: Wenn man sich dann einen aus Plastik holt, kann man den ja jedes Jahr wieder verwenden. Sind Plastiktannen nachhaltiger?

Königs: Nein, da können wir wirklich nur von abraten, denn die Halbwertszeit ist erfahrungsgemäß recht kurz. Das Ding landet schon nach relativ wenigen Jahren auf dem Müll, weil sie unansehnlich werden oder sich nicht mehr so aufklappen lassen, wie beschrieben. Wo unser Plastikmüll landet, das haben wir ja in den letzten Monaten und Jahren auch immer mehr erfahren. Das geht dann in den Osten und wird da nicht wirklich sinnvoll wiederverwertet. Insofern sind die keine wahre Alternative.

DOMRADIO.DE: Wie wäre es denn, einen echten Baum im Topf zu kaufen und den nach dem Fest in den Garten oder auch in Wald zu setzen?

Königs: Das ist eine Variante, allerdings nicht für den Wald. Das sollte man tunlichst nicht machen, denn häufig kommen ja wirklich Nordmanntannen zum Einsatz. Selbst wenn sie mit Wurzelballen gekauft werden und es keine heimische Art ist, hat sie in unseren Wäldern eigentlich gar nichts zu suchen. Aber man kann natürlich versuchen, sie im eigenen Garten anzupflanzen. Das ist allerdings ein bisschen aufwendiger, als die meisten sich das denken.

Man muss ihn relativ kurz nur in den Räumen stehen haben, weil sie länger als 14 Tage nicht verkraften. Dann sollten sie kühl, aber nicht zu trocken stehen, damit der Wurzelballen nicht austrocknet. Sie müssen regelmäßig gegossen werden. Dazu brauchen sie einen Garten mit Platz, denn die wachsen ja. In zwei, drei Jahren könnte man ihn dann auch wiederverwenden. Insofern ist das nur für Menschen eine Alternative, die auch Platz im Garten haben.

DOMRADIO.DE: Was raten Sie jetzt generell? Vielleicht auch den Menschen, die nicht so viel Platz haben, in der Stadt zum Beispiel.

Königs: Bei kleineren Wohnungen gibt es natürlich wirklich die Variante, ganz auf Weihnachtsbäume zu verzichten und Modelle aus Holz zu nutzen, die man auch wirklich an die Wand hängen kann. Die sind ganz hübsch, man hat mehrere unterschiedlich lange Stäbe zum Beispiel, kann sie mit Kugeln oder auch mit Lichterketten behängen. Man hat dann sozusagen einen Weihnachtsbaum an der Wand, aber man hat hinterher nicht das Problem der Entsorgung und nicht das Problem die Umwelt zu verschmutzen und zu belasten? Das bietet schon Vorteile, vor allem für kleine Wohnungen.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn mit Geschenken aus? Die produzieren Unmengen von Verpackungsmüll. Geschenke nicht einpacken ist wahrscheinlich die ökologische Alternative, aber zu Weihnachten auch irgendwie nicht so schön, oder?

Königs: Viele freuen sich, vor allen Dingen auch Kinder. Da ist ein bisschen Überraschung dahinter: Was gibt es denn? Aber man kann auch da natürlich Varianten nutzen. Man kann etwas in Stoff einpacken. Man kann – wenn es nicht gerade für Kinder ist – Küchenhandtücher nutzen. Da kann man kreativ werden und auch andere Möglichkeiten finden. Man kann tatsächlich auch einfach Zeitungspapier verwenden, wenn man das entsprechend schmückt. Vielleicht noch eine nette Kordel drum, dann sieht das manchmal auch ganz hübsch aus. Es gibt das altbekannte Packpapier, das man dann noch bedrucken, bemalen und kreativ gestalten kann. Bei dem einen oder anderen muss man sich natürlich auch fragen: Braucht es überhaupt eine Verpackung?

Das Interview führte Michelle Olion.


Quelle:
DR