Diskussion um immer frühere Öffnung der Weihnachtsmärkte

Alle Jahre wieder...

In den Supermärkten liegen Spekulatius und Dominosteine schon seit dem Sommer in den Regalen. Immer früher öffnen auch die Weihnachtsmärkte. Gut so? Der Pressesprecher des Bistums Essen findet den Protest der Kirche dagegen zu leise.

Vielerorts werden bereits "Weihnachtsmärkte" eröffnet / © Britta Pedersen (dpa)
Vielerorts werden bereits "Weihnachtsmärkte" eröffnet / © Britta Pedersen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sind Sie in diesem Jahr schon auf einem Weihnachtsmarkt in Essen gewesen?

Ulrich Lota (Pressesprecher des Bistums Essen): Nein, noch nicht. Eigentlich müsste es mir schwerfallen, denn Anreize gibt es bereits. Wenn ich aus meinem Büro stolpere, bin ich gleich in der Nähe unserer Einkaufsstraße. Dort wird dann am Freitagabend der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt eröffnet.

DOMRADIO.DE: Gibt es eigentlich Absprachen zwischen den Weihnachtsmärkten und der Kirche, beziehungsweise dem Bistum?

Lota: Mit dem Bistum hat es in der Vergangenheit durchaus Absprachen gegeben. Ein positives Beispiel ist eine Ladenstraße mit Weihnachtsmarktständen, die mit Bildern alter Meister geschmückt sind. Diese stellen das Weihnachtsgeschehen dar und sind auch mit Hilfe unseres bischöflichen Beauftragten für Kirche und Kunst ausgewählt worden.

Ansonsten sprechen viele Marketinggesellschaften - insbesondere in den Stadtteilen - gerne davon, dass es solche Absprachen gibt. Die hat es vielleicht in der Vergangenheit auch gegeben. Sie zielen aber darauf ab, generös zu erklären, dass man die Stände am Totensonntag erst nach 18 Uhr eröffnet.

DOMRADIO.DE: Es gibt Menschen, bei denen bereits am 25. Dezember der Tannenbaum aus dem Fenster fliegt. Da ist mit Heiligabend das Weihnachtsfest vorbei. Auf der anderen Seite beginnt die "Weihnachtssaison" in den Supermärkten schon nach den Sommerferien. Ärgert es Sie, dass das Weihnachtsfest so verschoben ist?

Lota: Das ärgert mich nicht. Ich finde es auch immer doof, wenn die Kirche mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend rennt und erklärt: "Das geht alles nicht!".

Ich stelle aber fest, dass es eine Art Störgefühl gibt, weil alles seine Zeit hat. Man merkt, dass eigentlich noch nicht die Zeit für Weihnachtsmärkte ist. Das geht nicht nur mir so, sondern das merkt man auch im Gespräch mit vielen anderen Menschen. Das artikulieren die Leute auch. Ich kenne nicht wenige, die Dominosteine und Spekulatius erst ab dem ersten Advent oder vielleicht ab der zweiten Novemberhälfte kaufen, auch wenn sie bereits sehr viel früher angeboten werden. Insofern haben viele Leute doch das Gefühl dafür, dass Advent und Weihnachten noch nicht dran sind.

DOMRADIO.DE: Es gibt einige Initiativen der Kirche, zum Beispiel die "Weihnachtsmannfreie Zone" des Bonifatiuswerkes, um die Bedeutung des Heiligen Nikolaus und diese Künstlichkeit des Weihnachtsmannes hervorzuheben. Könnte man sich nicht auch bei den frühen Weihnachtsmarktöffnungszeiten ein bisschen deutlicher positionieren?

Lota: Das finde ich auch. Ich mahne das immer wieder an, auch weil es anscheinend inzwischen ein Ritual ist, dass die Kirchen jedes Jahr gefragt werden, was sie von den frühen Eröffnungen von Weihnachtsmärkten halten. Da kann man jedes Jahr wiederholen, dass wir das nicht gut finden. Das fällt aber nicht auf fruchtbaren Boden.

Gerade in einer Zeit, die zunehmend säkularer und pluraler wird und in der Kommerz und Konsum eine große Rolle spielen, sind wir Kirchen aufgerufen, zu fragen, was wir denn überhaupt an Weihnachten feiern. Und das ist die Geburt Jesu.

Es ist die Aufgabe aller Christen und natürlich auch der Kirche als Institution, diese Erinnerung wach zu halten. Wir müssen immer wieder daran erinnern, dass wir uns darüber sehr freuen und dieses Geschehen immer wieder darstellen und in der Öffentlichkeit deutlich machen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR