Die Weihnachtsbotschaften 2018

Friedliche, fröhliche Weihnachten?

Die Kirche blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Das hat sich auch in den deutschen Weihnachtspredigten niedergeschlagen, in denen einige Kirchenvertreter Selbstkritik übten. Weltweit gab es unterdessen viele Friedensappelle und Glückwünsche.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )

Die Weihnachtsfeiertage sind in diesem Jahr überwiegend friedlich verlaufen.

In Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten verliefen sie unter hohen Sicherheitsvorkehrungen, aber ohne nennenswerte Zwischenfälle. In Bethlehem, dem Geburtsort Jesu, ermutigte der Leiter des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Christen, "Architekten des Friedens" zu sein.

Muslimische Weihnachtsgrüße im indonesischen Wahlkampf 

Überraschend hat der Vorsitzende des Rates der Islamgelehrten Indonesiens und Kandidat für die Vizepräsidentschaft der christlichen Minderheit "Selamat Natal" (frohe Weihnachten) gewünscht. Das Weihnachtsvideo von Ma'ruf Amin sei offenbar Teil des Wahlkampfs von Präsident Joko Widodo und seinem Vize-Kandidaten, schrieben indonesischen Medien.

​Die Frage, ob Muslime ihren christlichen Landsleuten ein frohes Weihnachtsfest wünschen dürfen, wird in Indonesien seit Jahren kontrovers diskutiert. Für die orthodoxen Muslime stehen Grüße zum Geburtstag von Jesus Christus als Sohn Gottes in Widerspruch zum Monotheismus. Andere argumentieren, Jesus sei im Islam der Prophet Isa, und es sei erlaubt, die Geburt eines islamischen Propheten zu feiern.

Thema in deutschen Predigten: Missbrauch

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker sprach in seiner Predigt am Heiligen Abend auch die Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise der Kirche an. Das Vertrauen in die Kirche sei erschüttert worden durch die Erkenntnisse der sogenannten MHG-Studie über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Kirche. "Dies sind Erkenntnisse über die Realität schlimmer Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen, die sich vertrauensvoll an Menschen gewandt haben, die in der Kirche besondere Verantwortung tragen", sagte Becker.

In einem Interview mit dem in Bielefeld erscheinenden "Wesfalen-Blatt" hatte Becker zuvor betont: "Für die Kirche, der ich mich verschrieben habe, schäme ich mich, dass solche Verbrechen bagatellisiert und Opfer nicht ernst genommen worden sind." Er teile die Einschätzung des Zentralkomitees der Katholiken, dass die Aufarbeitung des Skandals zur Nagelprobe für das Ringen der katholischen Kirche um neue Glaubwürdigkeit werde.

Warnung vor Süchten

Die Warnung vor Maßlosigkeit in der digitalen Welt und die Auseinandersetzung mit dem Missbrauchskandal in der katholischen Kirche haben in diesem Jahr breiten Raum in den Weihnachtspredigten eingenommen. Der Aachener Bischof Helmut Dieser warnte in seiner Weihnachtsbotschaft vor Süchten und der Maßlosigkeit im Alltag, in der Wirtschaft und auch in der Politik. "Süchtig-Sein ist kein harmloses Wort", hieß es in seiner Predigt. "Was es meint, das kann man auch so umschreiben: immer mehr vom Selben."

Ein solches Bedürfnis auch zum Beispiel nach Medikamenten, Alkohol und Computerspielen könne irgendwann nicht mehr harmlos sein, sondern sehr problematisch werden. "Dann wird aus dem Immer-mehr-vom-Selben schleichend ein Immer-mehr-vom-Falschen", warnte Dieser. Das gelte auch im Umgang mit der digitalen Welt. "Die meisten Menschen sind lange bereit, die Geschwindigkeit und die Fülle der Digitalisierung mitzuvollziehen, denn sie haben Angst, sonst das Leben zu verpassen", mahnte der Aachener Bischof. Und selbst der Versuch, immer besser zu werden, sei riskant, wie die mutmaßlichen genetischen Manipulationen an menschlichen Embryonen zeigten. "So kann auch das Immer-Besser zu Terror und Verlust der Menschenwürde führen."


Quelle:
dpa , KNA