Die "Rheinische Post" erscheint an Heiligabend mit Beilage "Römische Post"

Nachrichten aus dem Römischen Reich

Über Gladiatorenkämpfe und Modetipps für Toga-Träger berichtet die "Rheinische Post" an Heiligabend. In ihrer Weihnachtsausgabe versetzt die Düsseldorfer Tageszeitung ihre Leser in die Zeit von Jesu Geburt.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
Zeitung im Briefkasten / © Maria Irl (KNA)
Zeitung im Briefkasten / © Maria Irl ( KNA )

"Brauchen wir einen Erlöser?" heißt es am Heiligabend auf der Titelseite der "Rheinischen Post". Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein religionskritischer Kommentar, sondern ein historischer Bericht aus dem Römischen Reich. Die Düsseldorfer Tageszeitung erscheint am 24. Dezember ausnahmsweise als "Römische Post" mit Geschichten zur Zeit kurz vor Christi Geburt. Autor der Titelgeschichte ist der Historiker Bruno Bleckmann. Der Professor der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität hat mit 18 Studierenden des Althistorischen Seminars und der RP-Redaktion die Zeitungsausgabe aus dem Jahr 1 vor Christus erstellt.

Zwar herrsche an den Außengrenzen des Römischen Reiches zur Zeit von Kaiser Augustus Stabilität, doch in Judäa gebe es Probleme, heißt es in seinem Artikel. Viele Menschen in der Region seien mit dem korrupten Regime von König Herodes nicht einverstanden und hätten große Vorbehalte gegen die angeordnete Volkszählung und gegen Steuererhöhungen. Ganz besonders, berichtet Bleckmann als Korrespondent vor Ort, seien die Menschen in der Region Judäa aufgebracht wegen des Kontakts zu "nichtjüdischen und fremdländischen Religionen", die neue Sitten mit sich brächten. Nicht wenige leisteten gewalttätigen Widerstand, andere hofften "auf einen Messias, der das Land befreien wird".

Studenten erarbeiten Projekt in Seminar

Die Idee zu der historischen Weihnachtsausgabe stammt von RP-Redakteur Tobias Dupke, der dann Historiker Bleckmann für das Projekt gewann. Der Professor schlug vor, Studenten in einem Praxis-Seminar an der Zeitungsausgabe mitarbeiten zu lassen. Ihm sei es darum gegangen, "Lernsachverhalte aus der Zeit vor Christi Geburt vermittelbar darzustellen", sagt Bleckmann.

Als Themen kündigt die Titelseite unter anderem einen Bericht über "Herodes - Dunkler Schatten über dem Klientelkönig" an und stellt die Frage: "Was ist dran an den Kindermord-Gerüchten?" Ebenfalls auf Seite 1 wird eine Reportage aus Rom mit dem Titel "Die Kunst des Sterbens" angekündigt. Darin geht es um einen Gladiatoren und seine Hoffnungen auf ein gutes Ende des Kampfes in der Arena des Circus Maximus.

In den Texten wird auf wissenschaftliches Niveau geachtet

Die Geburt Christi ist in der Weihnachtsausgabe indes kein Thema: "Er war ja noch nicht geboren und es gab ja auch noch keine Christen", erläutert Bleckmann. Der Historiker legt Wert darauf, dass bei allen Reportagen, Berichten und Meldungen "das wissenschaftliche Niveau gegeben ist" und es sich nicht um Phantasiegeschichten handelt. Recherchiert wurde in Bibliotheken besonders über die damalige Germanien-Politik der Römer und über die Situation im damaligen Syrien und Palästina. Einige Studenten hätten dabei sicherlich auch von ihren Kenntnissen der Abenteuer des gallischen Comic-Helden "Asterix" profitiert, schmunzelt der Forscher.

Die Wortbeiträge sind aufwendig bebildert. Ein Teil der Aufnahmen entstand im Archäologischen Park Xanten, wo auf dem original nachgebauten römischem Gelände "Römertruppen" ihre Übungen abhalten, wie Tobias Dupke vom redaktionellen Marketing der "Rheinischen Post" erklärt. Andere Bilder seien in Polen entstanden, wo ebenfalls seit vielen Jahren Geschichtsbegeisterte in originalgetreu nachgefertigten römischen Uniformen und Roben zu regelmäßigen Treffen zusammen kommen.

Einweihung einer Toilettenanlage und ein Mode-Bericht

Die Weihnachts-Sonderzeitung berichtet zwar nicht von Jesus selbst, aber von einer "Täuferbewegung", die am Fluss Jordan entsteht. "Ein Prediger verursacht Menschenaufläufe am Jordan", heißt es da. "Er heißt Johannes und ernährt sich angeblich vorwiegend von Heuschrecken." Weitere Themen sind die Einweihung einer prunkvollen Toilettenanlage in Rom, "in der 50 Personen gleichzeitig Platz finden", eine Skandal-Meldung um einen "Betrug um Billig-Sklaven" und ein Mode-Bericht, nach dem für Männer nach wie vor die Toga als Kleidung angesagt ist. Der Wetterbericht für Bethlehem am Tag von Christi Geburt sagt im Übrigen voraus: "Heute nur leicht bewölkt - vormittags 12, nachmittags 18 Grad Celsius".

Eine humorvolle Vorausdeutung auf Jesu Geburt in einem Stall ist eine Anzeige der Stadt Xanten, die auf die schlechte Wohnraumversorgung in Bethlehem Bezug nimmt. Darin heißt es: "Maria - In Xanten gibt es noch freie Zimmer".


Quelle:
epd