Sehnsucht nach Friede auf Erden prägte Weihnachtstage weltweit

Schwere Kost zum Fest der Liebe

Friede auf Erden zum Fest der Liebe - in vielen Regionen blieb dies Weihnachten 2015 ein frommer Wunsch. Kein Wunder, dass auch die Botschaften zur Geburt Jesu eher die Realität im Blick hatten als eine verklärte Idylle.

Flüchtlingskind mit Weihnachtsgeschenk / © Peter Steffen (dpa)
Flüchtlingskind mit Weihnachtsgeschenk / © Peter Steffen ( dpa )

Im Zeichen von Flüchtlingskrise, Verfolgung und Angst vor Terroranschlägen haben Christen in aller Welt Weihnachten gefeiert. Papst Franziskus kritisierte ungehemmten Konsum und Materialismus und mahnte zu einem einfacheren Lebensstil. Zugleich dankte er allen Menschen weltweit, die Flüchtlingen helfen.

"Urbi et Orbi"

Am ersten Weihnachtstag spendete das Kirchenoberhaupt den traditionellen Segen "Urbi et orbi" und forderte ein Ende der Gewalt im Nahen Osten. "Wo Gott geboren wird, da wird der Friede geboren. Und wo der Friede geboren wird, da ist kein Platz mehr für Hass und für Krieg."

Zugleich rief er die internationale Gemeinschaft auf, dem islamistischen Terror Einhalt zu gebieten. Am zweiten Weihnachtstag, dem Feiertag des ersten christlichen Märtyrers Stephanus, gedachte Franziskus der religiös Verfolgten in aller Welt und warf den westlichen Gesellschaften ein "beschämendes Schweigen" angesichts von Verfolgung und Bedrohung der Christen im Nahen Osten, Afrika und Asien vor.

Solidarität mit Flüchtlingen

Auch in Deutschland riefen die Kirchen zu mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Flüchtlingen auf. Sie appellierten an die Christen, sich nicht abzuschotten. Zahlreiche Gemeinden hatten Flüchtlinge oder Obdachlose eingeladen.

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Münchens Kardinal Reinhard Marx, ermunterte dazu, sich angesichts der Krisen weltweit auf die identitätsstiftende Kraft des Weihnachtsfests zu besinnen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, Weihnachten sei die größte Quelle der Empathie, die die Welt habe.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief zu mehr Friedfertigkeit und zur Veränderung des eigenen Verhaltens auf: "Es werden immer mehr Menschen vor der Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen fliehen, wenn sich unser Lebensstil nicht ändert." Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann betonte, dass Weihnachten zur Umkehr herausfordere.

Dank an alle Flüchtlingshelfer

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck kritisierte die Abschottung in einigen Ländern gegen Flüchtlinge und wandte sich gegen eine Sprachverrohung in der Debatte, besonders gegen Hasskommentare im Internet. Der Passauer Bischof Stefan Oster dankte allen Flüchtlingshelfern und rief sie auf, zu Weihnachten auch von Jesus zu erzählen. Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke bezeichnete das Fest der Geburt Jesu als Antwort auf die besorgniserregende weltweite Zunahme von religiösem Fundamentalismus.

In Bethlehem rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, zu mehr Barmherzigkeit auf und beklagte einen Missbrauch von Religion zur Rechtfertigung für Gewalt. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hatten sich deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren am Geburtsort Jesu versammelt.

In Bagdad sagte der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako den traditionellen Weihnachtsempfang ab. Der Wunsch "Frohe Weihnachten" würde seltsam klingen angesichts von Zehntausenden Christen auf der Flucht, hieß es zur Begründung.

Sicherheit in Kirchen

In Frankreich hatte die Regierung nach den jüngsten Terroranschlägen strikte Sicherheitsregeln für Kirchen angeordnet. Im nordfranzösischen Lens übernahmen Muslime symbolisch die Überwachung eines Gottesdienstes. Auch in Indonesien schützten Muslime zahlreiche christliche Einrichtungen, nachdem es zuvor etliche Terrorwarnungen gegeben hatte.

In Nigeria verhinderten Sicherheitskräfte einen verheerenden Bombenanschlag auf Muslime. Sprengsätze in riesigen Lebensmittelbehältern hätten rund 5.000 Menschen verletzen oder töten können, die sich vor einer großen Moschee in Maiduguri im Bundesstaat Borno versammelt hatten.

Gaucks Weihnachtsbotschaft

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte in seiner Weihnachtsbotschaft den Einsatz unzähliger Bürger für Flüchtlinge. Zugleich mahnte er aber auch zu einer offenen Diskussion. Nur so seien Lösungen zu finden, "die langfristig Bestand haben und von Mehrheiten getragen werden". Dabei gehe es um Lösungen, die "unseren ethischen Normen entsprechen und den sozialen Zusammenhalt nicht gefährden".


Quelle:
KNA