Auch andere Religionen feiern "Heilige Nächte"

Nicht nur am 24. Dezember

Heilige Nächte kennt nicht nur das Christentum. Im Christentum macht die Menschwerdung Gottes den heiligen Charakter dieser Nacht aus. Buddhisten, Juden und Muslime feiern aus anderen Gründen eine Heilige Nacht.

Autor/in:
Simon Berninger
Heiligabend unterm Christbaum / © Matthias Greve (KNA)
Heiligabend unterm Christbaum / © Matthias Greve ( KNA )

Alle Jahre wieder feiern die Christen vom 24. auf den 25. Dezember ihre Heilige Nacht. Es ist die Nacht, in der ihr Religionsstifter Jesus von Nazareth zur Welt kam und damit nach christlichem Glauben Gott selbst Mensch wurde. Aber auch andere Weltreligionen kennen Heilige Nächte.

Wobei Marianne Wachs vom Arbeitskreis "Buddhismus in Berlin und Brandenburg" (BUBB) das buddhistische Vesakh-Fest eher als eine "erhabene Nacht" versteht: In einer Vollmondnacht im Frühlingsmonat Vesakha sollen nämlich zugleich die Geburt, das Erwachen und der Tod des Buddha stattgefunden haben.

"Er hat die Wirklichkeit mit ihrem leeren und gleichzeitig dynamischen Charakter erkannt und einen geistigen Weg zur Befreiung vom Leiden wiedergefunden", erklärt die Meditationsleiterin. Deshalb feierten nahezu alle Buddhisten auf der Welt die Vesakh-Nacht, wenn auch je nach Strömung mit starken Abweichungen. Mittlerweile führt Wachs alljährlich bis zu 80 verschiedene buddhistische Gruppen im Großraum Berlin-Brandenburg zu einem großen Vesakh-Fest zusammen.

Islam: Der "Geburtstag des Koran"

Bei der "Lailat al-Qadr" im Islam geht es dagegen nicht um eine religiöse Zentralgestalt, etwa Mohammed. Die "Nacht der Bestimmung" gilt vielmehr als "Geburtstag des Koran", sagt Benjamin Idriz, Imam im oberbayerischen Penzberg. In dieser Nacht soll Gott die ersten Suren des Koran offenbart haben - für Muslime ein sehr viel größerer Grund zum Feiern als die Geburt des Propheten. "Der Koran ist Gottes Botschaft, die in uns lebendig, wach, dynamisch ist, wenn wir ihn rezitieren statt uns allzu sehr auf Mohammed zu konzentrieren", erklärt Idriz. Deshalb ist die "Nacht der Bestimmung" im Fastenmonat Ramadan für Muslime die heiligste Nacht des Jahres.

Idriz begeht sie jedes Jahr mit allen Gläubigen, die zum Nachtgebet in seine Moschee kommen. Dabei wird bis zum Morgengebet aus dem Koran vorgetragen. Und weil "Qadr" auch "Wertschätzung" bedeutet, müssen Muslime andere Menschen in dieser Nacht besonders wertschätzen und Gott für die Offenbarung seines Wortes danken.

Judentum: Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten

Dazu haben ihrerseits Juden im Gedenken der Exodus-Nacht allen Grund: Ihr Passahfest erinnert an jene Nacht, in der Gott sein Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreite. "Die Aufgabe ist es, sich in die Lage zu versetzen, selbst aus Ägypten ausgezogen zu sein", erklärt der Berliner Rabbiner Jonah Sievers. Das achttägige Gedenken beginnt am ersten Abend nicht in den Synagogen, sondern mit einem häuslichen Sedermahl, bei dem ungesäuerte Brote als Symbol für das Elend in der Sklavenzeit verspeist werden.

Die Passahnacht der Juden stehe in besonderer Kontinuität zum Christentum, sagt der Tübinger Theologe Karl-Josef Kuschel. Nicht nur, weil Jesus als Jude selbst Passah gefeiert hat. "Die Nacht, in der Jesus verraten wurde, war die Nacht zum Passahfest. Und Jesus war es selber, der den Seder begangen und damit seinen Tod gedeutet hat." Angelehnt an diese jüdische Feier habe sich dann das christliche Osterfest entwickelt, so dass sich Christen durch die Heilige Nacht der Juden umso enger mit ihnen verbunden wüssten.

Kuschel denkt aber auch an Muslime und Buddhisten, wenn er unterstreicht: "Eine Heilige Nacht zu feiern, ist nicht etwas exklusiv Christliches." Gott werde zwar einzig im christlichen Glauben Mensch, trotzdem gewinnt der ausgewiesene Kenner im interreligiösen Dialog der Weihnacht etwas Verbindendes mit allen Religionen ab: "Wenn jeder seine eigene Heilige Nacht feiert und sich verbunden fühlt mit Menschen, die auch ihre Heiligen Nächte haben, entsteht von vornherein ein Gemeinschaftsgefühl." Darin sieht der katholische Theologe die Chance für eine "Kultur der Achtsamkeit und Partizipation".


Quelle:
KNA