Weihnachtsbotschaften der Bischöfe

Mehr Mitmenschlichkeit

Der Wunsch nach einem friedlichen Miteinander in Deutschland und weltweit stand im Mittelpunkt der Predigten in den Gottesdiensten zu Heiligabend. Lesen Sie hier die Kernbotschaften der Predigten deutscher Bischöfe in der Heiligen Nacht.

 (DR)

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner rief die Christen auf, sich aktiv in Gesellschaft und Politik einzusetzen. Gott habe die Welt so sehr geliebt, dass er trotz "Verfalls und Totalausverkaufs der Kultur" in Jesus Mensch geworden sei.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, auch wenn Deutschland seit fast 70 Jahren von Krieg verschont sei, blieben Gewalt und Unfrieden ein tägliches Problem. Brutale Übergriffe auf Straßen oder die zunehmende Gewalt an Schulen und in Fußballstadien seien Beispiele dafür. Zollitsch kritisierte auch die Medien: "In einem Land, in dem Fernsehsender sogar an Weihnachten stundenlang Action-Streifen und brutale Thriller ausstrahlen, darf uns das eigentlich nicht wirklich überraschen."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, kritisierte, in Deutschland gerieten immer mehr Menschen ins Abseits und drohten dauerhaft abgehängt zu werden. Für das Ruhrgebiet forderte er einen Masterplan für eine gemeinsame Verwaltung, um den Strukturwandel durchzustehen. Es sei ein großes Problem für die Industrieregion, "dass die politisch Verantwortlichen bislang nur unzureichend gelernt haben zusammenzustehen", sagte Schneider, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann rief zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Macht auf. Ihre Ausübung müsse aber immer geregelt und durch das Recht begrenzt sein, sagte der Bischof. Sonst komme es "rasch zu Willkür, ruinösem Wettbewerb und Vernichtungsstrategien". Mit der Geburt seines Sohnes Jesus in einem armseligen Stall habe Gott die menschlichen Kategorien von Macht auf den Kopf gestellt, so Lehmann.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck kritisierte fehlende Menschlichkeit in einer nur nach Leistung und Gewinn strebenden Wirtschaft. Zudem monierte er die Art und Weise der Entscheidung, die Produktion von Opel in Bochum bis auf kleine Reste zu beenden. Die bewährte Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und -nehmern müsse beachtet werden.

Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff prangerte den Gesetzentwurf zu Sterbehilfe an. Das geplante Gesetz "verbietet zwar die gewerbliche Euthanasie, lässt aber Tür und Tor offen für assistierten Suizid durch Verwandte und Freunde", sagte er im Aachener Dom. Der Wunsch nach Selbsttötung trete dort nicht auf, wo gute ärztliche Betreuung, ausreichend pflegerische Hilfe und menschliche Zuwendung geschehe.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker wies darauf hin, dass Gott besonders zu den Armen, Verzweifelten und Unterdrückten kommen wolle. Weihnachten rieche nicht nur nach Tannengrün und Lebkuchen, sondern auch "nach Stall und Mist", sagte er im Paderborner Dom.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen kritisierte deutsche Waffenexporte. "Unsere Welt ist voll von Gewalt, und wir in Deutschland tragen dazu bei", sagte er im Hamburger Mariendom.

"Panzer und anderes Kriegsmaterial verkaufen wir zum Fest des Friedens in den Süden." Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki verwies auf die «dramatische Lage» von Christen in Syrien, Ägypten, Nigeria und dem Heiligen Land. Deren Situation werde hierzulande in der Regel mit Schweigen übergangen. Woelki mahnte auch zum Engagement für einen sozialen Frieden in Deutschland. Er verwies auf die wachsende Wohnungsnot in der Hauptstadt. Sie führe zu einer Verdrängung unterprivilegierter Berliner aus der Innenstadt und zu einem deutlichen Anstieg der Obdachlosenzahl.


Quelle:
DR , epd , dapd , KNA