Bischöfe zum Advent: Dr. Gerhard Feige

"Wo kommt Gott in meinem Alltag vor?"

Mit den deutschen Bischöfen durch den Advent. Jeden Tag ein Impuls eines deutschen Kardinals, Bischofs oder Weihbischofs. Heute mit Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg: "Seit einiger Zeit ist ein sogenannter neuer Atheismus wahrzunehmen. Polemisch und aggressiv in seiner Art. Die Kirche soll aus der Öffentlichkeit verdrängt werden."

 (DR)

Vielleicht haben Sie den Bus ja auch gesehen auf dem stand: "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott." Dahinter steht die Überzeugung, dass es dem Menschen an nichts fehlt, wenn er nicht an Gott glaubt.



Solche Aktionen ärgern und tun weh. Wirklich schwerwiegend scheint mir aber etwas anderes. Wir selbst haben Anteil daran, dass Menschen Gott leugnen oder sich für ihn nicht interessieren. Manche unserer Vorstellungen über Gott erscheinen so einfältig oder bedrückend, dass andere vom ihm eher abgehalten, als zu ihm hingeführt werden, und oft leben wir Christen selbst nicht was wir glauben. Ja, es kann sogar unter uns so etwas wie einen praktischen Atheismus geben, auch wenn wir uns am Leben der Kirche aktiv beteiligen.



Das beginnt schon mit dem Problem, dass ein Karmeliter-Pater so beschreibt: "Fragt man heute zehn Christen, woran sie glauben, wenn sie sagen, dass sie an Gott glauben, bekommt man unter Umständen zehn verschiedene Antworten, und die Palette der Vorstellungen reicht dabei von Gott, einer permanenten Überwachungsinstanz oder einem gnadenlosen Richter, bis hin zu einer unpersönlichen Energie, die hinter allem stehen soll.



Liebe Schwestern und Brüder, solche Beobachtungen könnten uns anregen, in dieser Adventszeit wieder einmal neu zu bedenken: Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: "Ich glaube an Gott", oder noch genauer gefragt, wem gilt unser Glaube? Denn das ist doch das entscheidende, der Gott der sich in Jesus Christus einzigartig offenbart hat, ist keine menschliche Erfindung. Er ist viel mehr jemand, zu dem man "du" sagen kann. Er wendet sich uns zu. Von diesem lebendigen Gott gilt es wieder zu reden. Dazu ist es aber zuerst einmal notwendig, sich selbst bekehren zu lassen. Das ist ein Wagnis, glauben heißt riskieren, denn Gott ist immer ganz anders und viel größer, als das was, wir uns unter ihm vorstellen. Um einen neuen Anfang zu setzen, wäre es sicher gut, sich zunächst einmal zu fragen, wo kommt Gott in meinem Alltag vor? In welchem Verhältnis steht er zu den Entscheidungen, die ich treffe und zu den Begegnungen mit anderen Menschen. Gibt es Erfahrungen in meinem Leben, von denen ich sagen würde, sie haben mit Gott zu tun?



Ihr Gerhard Feige,



Bischof von Magdeburg"