Bischöfe im Advent: Erzbischof Robert Zollitsch, Erzbistum Freiburg

Spannungsvolle Erwartung

Mit den deutschen Bischöfen durch den Advent. Jeden Tag ein Impuls eines deutschen Kardinals, Bischofs oder Weihbischof. Heute wirft der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, einen Blick nach vorne auf den Papstbesuch in Deutschland im kommenden Jahr.

 (DR)

"Liebe Domradio-Freunde, liebe Schwestern und Brüder im Glauben.

Seit Kurzem haben wir die Gewissheit: Unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI, wird im Jahr 2011 Deutschland besuchen. Die Bistümer Berlin, Erfurt und auch Freiburg stehen auf seinem Programm. Schon heute freuen wir uns auf die Begegnung mit ihm, auf das gemeinsame Beten, Feiern und Singen. Doch bis zu seinem Besuch im September 2011 braucht es noch etwas Geduld. Zugleich kommen Spannung und Neugierde auf. Viele Menschen fragen: Wann wird der Papst wo zu treffen sein? Unruhe gehört dazu, und die Kraft, diese Unruhe auszuhalten, zu warten, bis die Zeit für die Reise nach Deutschland gekommen ist. Solche spannungsvolle Erwartung ist geradezu Kennzeichen unseres Christlichen Glaubens. Im Advent erleben wir das besonders konzentriert, ja, wir Christen sind durch und durch adventliche Menschen. Das heißt einerseits, das vorläufig das Begrenzte, das Notvolle des Lebens und der Welt deutlich spüren, es zur Sprache bringen, nach Kräften zupacken, wo Not ist, und es bedeutet gleichzeitig, den Verheißungen Gottes trauen. Leben und Handeln in der Erwartung, dass ohne unser Zutun Gott auf uns zukommt. Aushalten, dass wir nicht herbeizwingen können, aber ihn erwarten dürfen. In dieser Haltung bekennt der Beter des Psalms 130: "meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen". In ihm lebt beides: Die starke, wache Sehnsucht und die Zuversicht, dass sich diese Hoffnung erfüllt. Die Hoffnung richtet sich auf Gott, auf einen Gott, der kommt, der auf uns Menschen zukommt. Gott kommt, er wird sich zeigen, so sicher wie der Morgen nach der Nacht. Liebe Schwestern, liebe Brüder, wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott auch heute kommt. Wir können nicht sicher sein, wie und wann er kommt, doch durch alle Zeiten hindurch dürfen Menschen immer wieder erfahren: Gott kommt, oft anders als erwartet, dass er Überraschungen für uns bereithält. Maria, Josef und die Hirten auf dem Feld, sie haben den Messias ersehnt, und werden völlig überrascht, als Jesus, der Sohn Gottes, als Kind im Stall von Bethlehem geboren wird. Nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, nicht mit Macht und Gewalt. Gott kommt völlig anders als sie es erwarten. Er schenkt sich als Kind, er schenkt uns Nähe und Liebe, die wir uns so sehr wünschen. Er stillt unsere Sehnsucht nach einem Leben in Fülle, weit tiefer, als wir es uns hätten ausdenken können. So wünsche ich Ihnen allen ein erwartungsvolle Adventszeit,

Ihr Robert Zollitsch,

Erzbischof von Freiburg."