Bischöfe zum Advent: Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz

"Selbst ein kleines Licht macht besonders hell"

Jeden Tag im Advent ein Bischofswort: Heute von Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz. Mit dem Advent verbinde ich eigentlich immer schon, seit den Kindertagen, die Erfahrungen der Dunkenheit und des Lichtes. Am frühen Morgen gehen wir auch heute noch in der tiefsten Dunkelheit des Jahres zu den Gottesdiensten. Selbst ein kleines Licht macht dabei besonders hell.

 (DR)

Finsternis und Licht sprechen darum mehr als sonst aus, was sie sind und bedeuten. Bei der Finsternis denke ich immer an die vielen Menschen in einer langen Geschichte, die mühsam und beladen, ausgehungert und fragend und zweifelnd auf den staubigen Straßen unserer Welt dahin ziehen. Nicht selten vertrieben, jedenfalls suchend. Es können auch gefährliche Wasserstraßen sein. Wenn in unseren Tagen so viele Menschen von Afrika über das Mittelmeer in Europa eine bessere Zukunft suchen.

In diesem Jahr kommen besonders viele Menschen aber auch aus der Finsternis der Wirtschaftsbanken- und Finanzkrise. Mancher wandert mit, den ein persönliches Unglück getroffen hat. Schwere Krankheit, Verlust des eigenen Hauses, Abschied von einem lieben Menschen für immer. Schließlich gibt es das undurchdringliche Dunkel im Menschen, der keine Zukunft mehr für sich sieht und dem Leben ein Ende macht, wie wir es vor kurzem an der Geschichte des Nationaltorwarts Robert Enke erlebt haben.

Schon das alte Testament hat den Menschen hin und wieder Mut gemacht, auf diesen Straßen zu wandern und nicht aufzugeben. Der Tunnel der Dunkelheit war manchmal sehr lang. Es war nur ein kleines Licht, das am Ende flackerte. Dabei gibt es ja schließlich auch Irrlichter, die uns täuschen. Mancher sieht ein Licht, geht ihm nach und gelangt dann in einen Sumpf. Deshalb müssen wir die Lichter unterscheiden. Wahres Licht kommt von Gott, es täuscht uns nicht und geht auch nicht aus, wenn ein Windhauch kommt.

Auf dem Weg von der Finsternis zum Licht brauchen wir immer wieder Winke und Zeichen, Symbole und Wegweiser. Vor allem aber Propheten und Menschen, die uns nahe sind. Johannes der Täufer, die großen Propheten, Maria, sie führen uns nach Bethlehem, wo es jedes Jahr besonders hell wird. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent und heute schon ein frohes, friedvolles Weihnachten.