Bischöfe zum Advent: Bischof Gebhard Fürst, Bistum Rottenburg-Stuttgart

Die Heilige Barbara

Jeden Tag im Advent ein Bischofswort - Heute von Bischof Gebhard Fürst aus Rottenburg-Stuttgart: "Wir leben im Advent in der Erwartung des kommenden Gottes. Wir vertrauen darauf, dass Gott sich als der tiefste Sinn unseres Lebens zeigen wird. Und wir glauben an seine Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in der das Leid, die Tränen und alles was uns belastet und bedrückt ein Ende haben wird."

 (DR)

"Mit dieser wunderbaren Hoffnung reihen wir uns ein in eine lange Geschichte von Menschen, die ihr ganzes Vertrauen auf den rettenden Gott gesetzt haben. Sie haben ihr Leben von Jesus Christus bestimmen lassen, indem dieser rettende Gott als Mensch zu uns gekommen ist. Und bei uns bleibt bis ans Ende der Tage.

Ungezählte unbekannte Menschen gehören in diese Geschichte des Heils hinein, auch solche, die wir als Heilige verehren. Unter ihnen steht die Heilige Barbara als Heilige der Adventszeit vor uns. Ihr Fest begeht die Christenheit am 4. Dezember. Geboren wurde sie vermutlich am Ende des dritten Jahrhunderts in der heutigen Türkei, wo sie auch um 306 gestorben ist. Der Legende nach hat ihr eigener Vater ihren gewaltsamen Märtyrertod veranlasst.

Zahlreiche Legenden sind uns von dieser Frau des frühen Christentums überliefert. Sie gehört mit zu den volkstümlichsten Heiligen. Viele Mädchen und Frauen tragen ihren Namen. Vielleicht liegt das daran, dass die Überlieferungen und Bräuche, die sich mit der Heiligen Barbara verbinden, in besonders schöner Weise die gläubige Grundhaltung und die adventliche Hoffnung zum Ausdruck bringen.

Da ist zunächst einmal bemerkenswert, dass die Heilige Barbara auf vielen mittelalterlichen Bildern gemeinsam mit einer anderen Heiligen der frühen Christenheit dargestellt wird: die Heilige Katharina. Sie steht in diesen Bildern für den Geist, den fragenden und suchenden Intellekt. Die Heilige Barbara dagegen steht für das Herz, die tiefe sehnsuchtsvolle Erwartung, in der Menschen sich dem kommenden Gott öffnen. Beides gehört zusammen, der Glaube, der begründet sein will und das wache, offene und bereite Herz, ohne das unser Verstand an seinen eigenen Grenzen scheitert.

Die Heilige Barbara wird immer mit einem Turm dargestellt, zur Erinnerung an das Verlies, in dem sie eingesperrt war. Deshalb ist sie auch die Schutzheilige der Bergleute, die tagtäglich in Tiefe und Dunkelheit ihre Arbeit tun.Sie wird darüber hinaus aber auch zu einer Symbolfigur für Menschen, die in innerer Dunkelheit leben, für Menschen, deren Dasein verdüstert ist durch Leid, vielleicht auch durch Schuld, und die sich deshalb in ihrer tiefen Nacht nach dem rettenden Licht sehnen.

Die Heilige im dunklen Kerker könnte Ausdruck der Hoffnung sein, von der ein Psalm spricht: "Auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht " Seit Jahrhunderten besteht der Brauch, einen Apfel- oder Kirschzweig am Barbaratag ins Wasser zu stellen, damit er am Weihnachtsfest zum Blühen kommt. In ihrem Gefängnis, so heißt die Legende, habe die Heilige Barbara einen verdorrten Kirschzweig mit einem Tropfen Wasser aus ihrem Trinkgefäß benetzt, Die Blüten, die sich daraufhin entfalteten, hätten ihr Trost und Hoffnung angesichts des bevorstehenden Todes gegeben.

Diese schöne Symbolik mag uns sagen: Es gibt nichts in unserem Leben, und mag es noch so aussichtslos abgeschnitten, scheinbar ohne Zukunft sein, es gibt nichts, was nicht durch Gottes Hilfe zur neuen Blüte kommen kann. Alles ist Gnade, selbst das, was wir nach menschlichem Ermessen als Scheitern erleben, kann Gnade sein, weil der menschgewordene Gott es zu seinem eigenen Leben macht. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit, voller Lebensmut und Hoffnung."